Wien – „Es hat sich gezeigt, dass der Verein lebt“: Rudolf Hundstorfer meint damit nicht die SPÖ, sondern den Gewerkschaftsbund, dessen Präsident er selbst ist. Auch die sozialdemokratischen Arbeitnehmervertreter haben während der Woche teils hitzig über die Zukunft der Partei diskutiert. Für Kanzler und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer zeichnete sich dabei ab: Viel Rückhalt darf er sich von den Gewerkschaftern nicht erwarten.

„Jede Personaldiskussion, die in der Öffentlichkeit geführt wird, bringt uns nicht weiter“, sagt Hundstorfer, ergänzt jedoch: „Sie muss geführt werden, das ist ja nicht das Thema, aber sie muss rasch und zügig geführt werden. Dass hier Bedarf herrscht, etwas zu tun, ist bekannt.“

Stimmen gegen Gusenbauer

Das meinen andere Gewerkschafter auch. Vorarlbergs ÖGB-Chef Norbert Loacker fordert offen Gusenbauers Demontage und würde Klubobmann Josef Cap am liebsten gleich mit ins Ausgedinge schicken. „Irgendwann muss man den Mut haben zu sagen, dass mit diesem Führungsteam nichts zu machen ist.“ Loacker: „Auslaufmodelle wie Cap haben die SPÖ dorthin gebracht, wo sie ist.“ Gefragt seien sowohl personell als auch inhaltlich „ganz gewaltige Veränderungen, sonst ist die SPÖ weg“.

Gusenbauer solle also den Hut nehmen – eine Einzelmeinung innerhalb der Gewerkschaft? Boss Hundstorfer: „Das glaube ich so nicht.“ Der oberste Arbeitnehmer kritisiert die „Gesamtperformance, wie man derzeit miteinander umgeht“. Die SPÖ habe in der Regierung einiges erreicht, aber es sei offenbar „nicht möglich, das, was zusammengebracht wurde, mit sozialer Wärme zu verkaufen“.

Alles Weitere will Hundstorfer mit den Mitgliedern des Parteipräsidiums bei der Sitzung am Montag besprechen. Die Forderung nach einer „zügigen“ Führungsdebatte deutet darauf hin, dass die roten Gewerkschafter eine Entscheidung noch vor dem Sommer anstreben. Die könnte dem Vernehmen nach auch anderen Führungsfiguren der SPÖ den Job kosten. (jo, jub/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.6.2008)