Bild nicht mehr verfügbar.

Judith Holzmeister (1920-2008)

Foto: APA/Schneider
Wien - "Ich wollte immer Schauspielerin sein, immer, immer, immer...", hat Judith Holzmeister einmal gesagt. Damals hat sie eine große Karriere, ein erfülltes, doch keineswegs abgeschlossenes Leben Revue passieren lassen: "Und ich lebe so gern. Ich glaube, ich lebe auch noch gern, wenn ich tot bin." Montag früh ist Kammerschauspielerin Judith Holzmeister 88-jährig in Baden bei Wien gestorben.

Der Name Judith Holzmeister stand wie kaum ein anderer für die "alte Schule des Burgtheaters". Die u.a. mit der Kainz-Medaille ausgezeichnete Schauspielerin galt als Inbegriff von Erhabenheit, Schönheit und hoher Sprechkultur. Als "die Tragödin unserer Zeit, die klassisches Maß im Adel der Sprache den Menschen der Gegenwart verständlich zu machen" verstehe, bezeichnete sie einmal ein Kritiker. Die große Bandbreite ihrer Figurengestaltung reicht von den klassischen Heldinnen wie Schillers "Maria Stuart" bis zu mädchenhaften Hosenrollen wie Shakespeares Olivia in "Was ihr wollt", von der Minna bis zur Johanna von Orleans. Sie begeisterte in Grillparzer-Stücken, brillierte in Hofmannsthals typisierten Frauenrollen und verkörperte die großen Frauengestalten der Antike, etwa die Agaue in "Die Bakchen" nach Euripides oder die Klytaimnestra in Aischylos' "Orestie".

Biografisches

Judith Holzmeister wurde am 14. Februar 1920 als Tochter des Südtiroler Architekten und Bühnenbildners Clemens Holzmeister in Innsbruck geboren. Nach dem Besuch des Max-Reinhardt-Seminars in Wien, an dem Tilla Durieux zu ihren Lehrerinnen gehörte, sammelte sie erste Schauspielerfahrungen am Linzer Landestheater ("Ich war so miserabel und bin immer genau neben mir gestanden"), am Deutschen Volkstheater in Wien und auf der Bühne des legendären Wiener Theaters "Die Insel". 1947 wurde Holzmeister, die - u.a. als Buhlschaft - auch immer wieder bei den Salzburger Festspielen auftrat, an das Burgtheater engagiert, dem sie fast 40 Jahre lang, bis zu ihrer Pensionierung 1985, angehörte und dessen Ehrenmitglied sie im Jahr 2000 wurde.

1955 stand sie zur Wiedereröffnung des Burgtheaters als Kunigunde an der Seite von Ewald Balser in Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" auf der Bühne des Hauses. 1992, sieben Jahre nach ihrer Pensionierung, feierte sie in Joyce Carol Oates' "Die Mondfinsternis" am Akademietheater in in der Rolle einer altersparanoiden ehemaligen College-Lehrerin, die ihre Tochter tyrannisiert, noch einmal ein Comeback. In Klaus Maria Brandauers Inszenierung von Franz Lehars "Land des Lächelns" war sie 1996 auf der Bühne der Wiener Volksoper zu sehen.

Kinokarriere

Im Kino war sie in Filmen wie "Wiener Mädeln" und "Musik bei Nacht" an der Seite ihres späteren ersten Ehemanns Curd Jürgens zu sehen, in "Triumph der Liebe" spielte sie mit O.W. Fischer, in "Eroica" mit Ewald Balser. Mit Jürgens, Hilde Krahl und Josef Meinrad drehte sie Anfang der 50er Jahre den Science-Fiction-Film "1. April 2000". Im Fernsehen war sie unter anderem in Dieter Berners "Alpensaga" (1980) oder in Xaver Schwarzenberger TV-Komödie "Lovers" (1995) präsent. Seit 1959 war Judith Holzmeister mit dem Schauspieler Bruno Dallansky verheiratet. (APA)