Wien - Im Fall des mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers Milivoj Asner prüft die Staatsanwaltschaft derzeit, ob der 95-Jährige vernehmungsunfähig ist, wie das diverse Gutachten festgestellt haben. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, gehe das Verfahren gegen den in seiner Heimat gesuchten Kroaten weiter, sagte Justizministerin Maria Berger am Mittwoch vor dem Ministerrat. Der derzeitige Stand der Dinge sei, dass die Staatsanwaltschaft bemüht sei, die Grundlagen zu überprüfen, so Berger in ihrer knappen Stellungnahme.

Eine amtsärztliche Untersuchung des in Kärnten lebenden Asner, die auf Antrag der Justiz vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung veranlasst worden war, hatte erst kürzlich dessen Vernehmungsunfähigkeit ergeben. Die neuerliche Untersuchung war erfolgt, nachdem im britischen Boulevardblatt "Sun" ein Interview mit Asner publiziert worden war.

Dem früheren lokalen Polizeichef während des faschistischen kroatischen Ustascha-Regimes im Zweiten Weltkrieg werden Verbrechen an Serben, Juden und Roma vorgeworfen. Er soll an der Deportation von Hunderten Menschen beteiligt gewesen sein und rangiert auf der aktuellen Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums auf Platz vier. Eine von den kroatischen Behörden beantragte Auslieferung Asners an Kroatien, wo ein Gerichtsverfahren gegen ihn läuft, ist bisher an den Gutachten gescheitert, die ihm Verhandlungs- und Vernehmungsunfähigkeit wegen Demenz attestieren. (APA)