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Arigona Zogaj: Vorbild für eine moderne "Jungfrau von Orleans"

Foto: APA/Fohringer
Linz - Das Theater Hausruck, bekannt für die Aufarbeitung der heimischen Zeitgeschichte, will im Kulturhauptstadtjahr 2009 den Fall Arigona thematisieren. Man dürfe sich nicht nur "auf der sicheren historischen Seite bewegen", betonte Autor Franzobel in einer Pressekonferenz am Freitag in Linz. In der Asylproblematik könne man mit Theater "wirklich viel erreichen", ist er überzeugt. Das Hausruck-Team ist unterdessen wegen stetig steigender Kosten auf der Suche nach einer neuen Spielstätte.

"Theater ist immer am stärksten, wenn es auf aktuelle Themen zurückgreift"

Unter dem Titel "A Hetz oder Die offiziöse Unterwelt" bringt das Theater im kommenden Jahr in Kooperation mit Linz09 und der Volkshilfe Oberösterreich ein Stück über Migration, Integration und Rassismus auf die Bühne oder besser gesagt in den Bus: Die Fahrt geht von Linz aus in den Hausruck und pendle, so die Theatermacher, "zwischen Fremdenverkehr und Abschiebung". Hauptfigur ist eine moderne "Jungfrau von Orleans", angelehnt an das Flüchtlingsmädchen Arigona.

"Theater ist immer am stärksten, wenn es auf aktuelle Themen zurückgreift", erklärte Airan Berg, künstlerischer Leiter des Bereichs darstellende Kunst bei Linz09. Ein derartiges Stück könne die Bevölkerung zum Nachdenken anregen und mögliche Vorurteile überwinden, so Volkshilfe-Präsident Josef Weidenholzer. Für diese "Art von Doku-Fiction" sei Franzobel bestens geeignet, ist Regisseur Georg Schmiedleitner überzeugt.

Mittel-Erhöhung erhofft

Was das Theater Hausruck betreibe, grenze an "Selbstausbeutung", sagte der Regisseur. In den vergangenen drei Jahren seien durch die Arbeit des Teams mehr als 800.000 Euro direkt in die Region geflossen, berichtete der kaufmännische Direktor Roland König. Lediglich zehn Prozent des jährlichen Gesamtbudgets von rund 400.000 Euro seien durch öffentliche Gelder gedeckt. Das Land Oberösterreich hat 2007 nach eigenen Angaben 30.000 Euro zugeschossen, vom Bund kamen 20.000. Wie in der Pressekonferenz bekanntgegeben wurde, könne sich Kulturministerin Claudia Schmied eine Erhöhung der Mittel vorstellen.

Ohne zusätzliche Gelder sei eine Fortführung der Arbeit nicht mehr finanzierbar, erklärte Intendant Chris Müller. Schon jetzt mache ein Helfer die Arbeit, die üblicherweise von 20 Personen verrichtet werde. In die derzeitige Spielstätte, deren Miete knapp 30.000 Euro koste, und Laienschauspieler seien fast 80.000 Euro investiert worden, die vorgeschriebene unterirdische Verlegung eines Starkstromkabels würde 86.000 Euro kosten. "Für das Theater Hausruck ist das unfinanzierbar", sagte Müller. Deshalb will man sich vom Kohlebrecher in Wolfsegg trennen und sucht nach einem neuen Aufführungsort. Umliegende Gemeinden hätten bereits ihr Interesse bekundet, es gebe Gespräche, so Schmiedleitner.

"Zipf" läuft weiter

Das Erfolgsstück "Zipf" über das gleichnamige oberösterreichische KZ-Nebenlager geht heuer noch an der gewohnten Spielstätte in seine zweite Saison. Prominente Darsteller wie Martin Semmelrogge, Julia Cencig und Alexander Strobele sind auch in diesem Jahr mit von der Partie. Ein Novum sind nummerierte Sitzplätze in verschiedenen Preiskategorien. 2010 oder 2011 soll die Franzobel-Trilogie, die ihren Ausgang vor drei Jahren mit "Hunt" nahm, mit "Lenz" abgeschlossen werden. (APA)