Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Hochmuth

Sein Projekt lautete, Kanzler zu werden, angeblich von Kindesbeinen an. Als das Ziel nach sieben eher glücklosen Jahren an der Spitze der SPÖ nach dem für die eigene Partei überraschenden Wahlsieg im Herbst 2006 in greifbare Nähe rückte, setzte Alfred Gusenbauer noch eins drauf: Volkskanzler wolle er werden.

Es reichte – nach zermürbenden Verhandlungen mit einer sich lange zierenden ÖVP – gerade noch dafür, Chef einer mit vielen Kompromissen zustande gekommenen Koalitionsregierung zu werden.

Das Programm dieser Regierung trug weitgehend die Handschrift von Gusenbauers Vorgänger Wolfgang Schüssel. Und es wurde von der Sozialdemokratie wenig geliebt. Der Schüssel-Kurs war ja nach ihrem Verständnis 2006 abgewählt worden.

Was sieben Jahre lang als ritualisierte Kritik am Bundeskanzler und seinem Kurs eingeübt war, wurde von vielen in der Partei auf den neuen Kanzler aus den eigenen Reihen übertragen. Viele hatten sich an ihm ja schon in der Oppositionszeit gerieben, weil sie ihn für zu schwach gehalten haben.

Gusenbauer versuchte vergeblich, Profil zu gewinnen – denn was immer er tun konnte, musste hinter den vollmundigen Wahlversprechen zurückbleiben. In zwei Wahlkämpfen, 2002 und 2006, hatte die SPÖ gegen die Beschaffung der Eurofighter gewettert. Gegen die Eurofighter-Beschaffung wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt – weder dieses Gremium noch die vom eigenen Verteidigungsminister (Ex-Parteigeschäftsführer Norbert Darabos) bestellten Gutachter fanden zwingende Ausstiegsgründe aus dem Vertrag. An der SPÖ-Basis verstummte daher nie das, was Gusenbauer treffend "Gesudere" nennt. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2008)