Die Nase juckt, die Augen brennen und alle paar Sekunden muss genießt werden: Für viele PollenallergikerInnen gibt es derzeit keine andere Heilungschance, als eine langjährige Immuntherapie mit Injektionen. Eine mühsame Behandlung, die viel Geduld und oft auch Mut erfordert, da viele Betroffene - besonders Kinder - die unangenehmen Spritzen fürchten oder ganz ablehnen. Ursula Wiedermann-Schmidt beschäftigt sich nun schon seit geraumer Zeit mit diesem Problem. Sie arbeitet mit Ihrer Forschungsgruppe am Institut für Pathophysiologie des AKH Wien an einer Möglichkeit, dem Körper die nötige Medizin durch Einnahme über Mund oder Nase, zuzuführen: " Das Gebiet, auf dem wir forschen, heisst im Fachjargon "Mukosale Toleranz". Das bedeutet, dass wir Menschen andauernd Partikel über Nase und Mund aufnehmen, ohne krank zu werden, die der Körper also toleriert". Diesen Vorteil wolle man unter anderem zur Behandlung von Allergien nutzen, um den Betroffenen entgegenzukommen: "Der Stoff, der aufgenommen wird, entspricht dem, auf den man allergisch ist und das Immunsystem wird dadurch so beeinflusst, dass es bei erneutem Kontakt mit der Substanz in der Natur nicht mehr darauf reagiert. Die neue Therapieform wäre leicht anwendbar, würde sich nicht mehr über Jahre hinziehen, weil sie effizienter und risikoärmer wäre, und die Patienten bräuchten keine Angst mehr vor den Injektionen haben". Bevor diese Behandlung tatsächlich am Menschen ausgetestet werden kann, dauere es aber noch ein paar Jahre: "Es ist wichtig, diesen Bereich zuerst gut auszuforschen und profunde präklinische Studien durchzuführen, denn falls man sich zu früh an den Menschen wagt, und es funktioniert nicht, ist auch die Glaubwürdigkeit der Wirkung verloren". Wie Sie darauf gekommen ist, gerade auf diesem Gebiet zu forschen? - "Ich habe während meines Studiums einen schwedischen Professor kennengelernt, der sich an seinem Institut damit beschäftigt und der mich eingeladen hat, nach meinem Abschluss doch einen Forschungsaufenthalt in Schweden zu machen. Ich fand das nicht uninteressant und habe ihm meine Adresse auf eine Serviette geschrieben - ich dachte, wenn er rausgeht würde er sie sicher wegschmeissen und ich würde nie wieder von ihm hören. Aber siehe da: Zwei Wochen später schickte er mir die Anmeldeformulare und aus dem einen geplanten Jahr in Schweden sind dann fünf geworden". Neben dem "Dr.med.", dem "Master of Science" und dem "PHD" (Dr. Phil.) trägt die 35jährige Forscherin seit März dieses Jahres auch den Titel der "a.o. Prof." (außerordentliche Professorin) und hält nun neben ihrer Forschungsarbeit auch Vorlesungen für angehende Mediziner an der Uni Wien. Und wie geht es ihr als Frau in einer leitenden Position in der Forschung? "Über viele Jahre habe ich gesehen, dass in den Führungspositionen in der Forschung immer mehr Männer waren. Erst in den letzten Jahren haben sich auch immer mehr Frauen habilitiert und machen Karriere - und der Trend dahin ist steigend. Auch unsere Studenten sind bereits überwiegend Frauen. Mein Aufenthalt in Schweden, das ich immer für sehr fortschrittlich gehalten habe, hat mir gezeigt, dass nicht nur österreichische Frauen sich ihren Platz auf der Karriereleiter noch erkämpfen müssen: Der Umgang zwischen Frauen und Männer ist dort zwar viel ausgeglichener als hier - dass Väter in Karenz gehen ist dort z. B. selbstverständlich - aber wo es um höhere Positionen geht, hatten bislang wiederum die Männer die besseren Karten." (Isabella Lechner) Das ausführliche Interview finden Sie hier: Beim Experimentieren kann immer was "Unvorhersehbares" passieren Ursula Wiedermann-Schmidt im Gespräch mit Isabella Lechner