Wien - Dem Figuren- und Objekttheater gelingen Sehnsuchtsszenen, für die noch nirgendwo Texte geschrieben stehen. Im poetischen Körper, in der sparsamen Wahl und der präzisen An- und Umordnung von Gegenständen entsteht die Vision. Das Theater des Christian Suchy ist ein solch weithin schwarz leuchtendes Sehnsuchtstheater. Seine vorherrschende Kleinheit und Kleinteiligkeit, sein Zusammengerücktsein ist ein kosmologischer Ballungsraum. Dort implodieren Bilder wie Himmelskörper. Die weite Welt hält er in Stubengröße beisammen. Darin liegen die Hauptgegenstände still, bereit wie zur Schöpfung: vier Koffer, eine gefaltete Jalousie und zwei Kleiderständer. Mit ihnen bestreitet Suchy Herrn Junaks Finale , welches vom Beginn einer großen Reise mit dem Schiff erzählt. Die Sehnsuchtsstrophe dazu erklingt am Akkordeon: La Paloma. In geometrischen Bahnen trippelt dieser Junak, auf das Taxi wartend, seinen Privatplaneten ab, der immer neue Hinterhöfe voller bizarrer Vorstellungen freigibt: Ein von Suchys Händen kunstvoll geführtes Drahtmännchen rettet die Vision vom Papierschiffchen im Ozean des Fischglases. Den Goldfisch, ein schlaffer Luftballon, hatte der Gorilla gefressen - Tierfiguren sind aller Körpertheater Anfang! Herr Junaks (kroatisch: der Held) Reise endet als monströse Fahrt durch den eigenen Kopf. Sehnsuchtsmüde schläft er im Akkordeonspiel ( Junge, komm bald wieder ) ein. Der Ozean liegt noch vor Hainburg. Die Gangway führt direkt ins Gehirn. Daran hat Freddy Quinn einfach nicht gedacht... (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 11. 2000)