Familie. Ein Wort, das - kuschelig und warm - Assoziationen zu den Vater-Mutter-Kind-Spielen im Kindergarten oder den Bildern aus der Biedermeierzeit weckt. Bilder, auf denen Vater, Mutter und Kinder in friedlicher Eintracht vor dem Kamin sitzen. Familie. Ein Wort wie ein Keulenschlag. Ein Wort, das uns in diesem Jahr besonders oft um die Ohren geflogen ist. Sei es im Zusammenhang mit der "Familienförderung" ("Kindergeld"), der Inszenierung nationaler Trauer rund um Kaprun (so, als wären wir alle eine große Familie) oder der Selbstinszenierung der Regierung, die gern - Friede, Freude, Eierkuchen - gemeinsam eine Ausstellung besucht oder einen Wandertag veranstaltet. Fünf Gedanken über die Familie Daher sollten wir, nicht nur - aber auch - weil der erste Jahreswechsel für diese Koalitionsfamilie ansteht, wieder einmal über das Konzept der Familie nachdenken. Zuallererst: In den wenigsten Familien ist alles eitle Wonne. Die Familie war immer auch schon ein Hort der Unterdrückung, der Gewalt und des Missbrauchs. Zweitens: Die Familie war und ist der Ort der Reproduktionsarbeit. Hier kommt das "Menschenmaterial" für den kapitalistisch agierenden Nationalstaat her. Nicht umsonst hat diese - sagen wir `mal - "patriotische" Regierung (aber auch die Regierungen davor) keine rechte Freude mit den Familienzusammenführungen bei AusländerInnen. Dieser vermeintlich absolute Begriff der Familie kann so sehr schnell seine Relativierung erfahren. Drittens: Das Konzept der Regierung richtet sich sehr stark nach der "klassischen" Familie aus. Wo bleibt die rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften? Viertens: Der Vorstoß Herbert Haupts zum Kindergeld und einige andere Maßnahmen zeigen deutlich, dass dieses Konzept auf Kosten der Frauen gehen wird. Bei den drei Jahren Kindergeld für eineN der LebenspartnerInnen, können wir uns in Anbetracht der Arbeitsmarktsituation jetzt schon ausrechnen, wer drei Jahre in Karenz gehen wird. Im Gegenzug wird die Weiterbildung in der Karenzzeit erschwert, was eine weitere Hürde für die Rückkehr (der Frauen) in das Berufsleben darstellt. Fünftens: Die Finanzierung des Kindergeldes ist so einfach nicht. Was für das Karenzgeld ausgegeben wird, holt sich der Staat an anderer Stelle wieder herein. Steuererhöhungen, Selbstbehalte, die Kürzung von ArbeitnehmerInnenabsetzbetrag, Unfallrenten und Arbeitslosengeld treffen ja auch - und vor allem - Menschen, die ein oder mehrere Kinder zu versorgen haben. Ein ideologisches Konzept, das auf wackeligen Beinen steht. Gerade jetzt, kurz vor dem ersten Jahreswechsel dieser blau-schwarzen Regierung, sollten wir darüber nachdenken, was schon geschehen ist um gewappnet zu sein für das, was noch geschehen könnte.