Wien - L.E.O., das Letzte Erfreuliche Operntheater in der Wiener Baumanngasse, will jetzt mit seinen Operndarbietungen fort aus dem Gehege der öffentlichen Domestikation: Zur Premiere der einaktigen Komödie Rita von Gaetano Donizetti lud der spürsinnige Szene-Impressario Stefan Fleischhacker ein - in Personalunion Regisseur und Tenorsolist. Die Gäste goutieren die auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination von Kellerbühne und hehrem Opernanspruch, welcher jedoch unablässig durchs Prisma der Ironie gebrochen wurde. Sogar in ihren Niederlagen triumphierte die Spiellust am Doppelspiel. Das heimliche Ziel scheint Berührungsängste abzubauen und eine Art musikalische Feinerziehung im Opernfach anzubieten; Essen und Trinken in Maßen nebenher ist übrigens erwünscht.

Die italienische Story, vom Bühnenbetreiber höchstpersönlich ins "Verständliche" übersetzt, handelt von Hotelbesitzerin Rita, die glaubt, ihren Mann Gaspero bei einem Schiffsunglück verloren zu haben. Sie verheiratet sich neu mit Beppe. Der Totgeglaubte taucht wieder auf, und die Komplikationen nehmen kein Ende - denn keiner will Rita haben. Es wird nie langweilig, dem Treiben der drei zuzusehen und zuzuhören. Zu komisch, wiewohl nie flachsig, besingen die gut ausgebildeten Sänger Manuela Tyran, Sopran, Stefan Fleischhacker, Tenor, und Christian Pensch, Bass, in hehren Posen ihren Schmerz. Aus finanziellen Gründen wird kurzerhand der Pianist, der bereits das Orchester ersetzt, auch noch als Diener verwendet; ja, warum nicht.

Im Mittelpunkt steht naturgegeben der Tenor, der hier mit seiner unnachahmlichen Art, singend die Tragik ins Komische zu wenden, punktet. Konkurrenzlos sind auch seine "Ansprachen" vor und nach der Vorstellung, das Publikum scheint drauf zu warten. Die nächste Produktion, Schlampenduett , bringt Lieder von Cole Porter, Kurt Weill und Hugo Wiener. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 1. 2001).