Daniela Neubauer hat in ihrer Inszenierung von Tschechows erstem Drama "Die Vaterlosen" (Platonov) am Reinhardt-Seminar (Klasse: Achim Benning) den amourösen Verstrickungen den Vorzug gegeben. Die aus Langeweile und gefühlter Bedeutungslosigkeit einander wie fallsüchtig zugeneigten Landadeligen reduziert Neubauer auf die neuralgischen Figuren Platonov, Sofja, Anna und Sergej. Auch die heillosen Abläufe rund um die Liebenden hat sie für ihre "Platonov Szenen" zu Recht ausgelassen und an deren Stelle zwei Erzähler eingesetzt. Vor allem beweist Neubauer neben dem Mut zur szenischen Reduktion eine im Ansatz gute Schauspielerführung. Nur wenige (Leidenschafts-)Szenen werden nicht ausgespielt (Platonov liebt nicht platonisch). (afze) Alte Studiobühne, Max-Reinhardt-Seminar, 14., Penzinger Straße 9, Karten: 711 55-2801. 20.00 (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 3. 2001)