Berlin - Ablauf und Ergebnisse des Grünen-Parteitages in Stuttgart haben der kleineren deutschen Regierungspartei am Sonntag Kritik von allen Seiten eingebracht. Die SPD sprach von einem Rückfall in Sponti-Zeiten, die CDU von Müsli-Nostalgie. Für die CSU sind die Grünen Opportunisten, für die FDP eine Partei von gestern. Die PDS nannte die Rückbesinnung auf linke Positionen unglaubwürdig. SPD-Fraktionschef Peter Struck erklärte in der Münchner "Abendzeitung", der Beschluss, Grünen-Minister sollten künftig ihr Bundestagsmandat niederlegen, sei ein "Rückfall in alte Sponti- Zeiten". Es werde dazu keine rechtliche Regelung geben. Wie Struck kritisierte auch SPD-Innenminister Otto Schily den Beschluss des Parteitags, das Asylrecht wieder in seiner Form von vor 1993 im Grundgesetz herzustellen. Schily erklärte, das sei "schlichter Unsinn". Von einem Rückfall in "Müsli-Nostalgie" sprach CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer in seiner Reaktion auf den Parteitag. Die Basis habe der Führung sowohl bei der Entscheidung für die Aufkündigung des Asylkompromisses als auch bei der Trennung von Amt und Mandat die Gefolgschaft verweigert. CSU-Generalsekretär Thomas Goppel warf den Grünen vor, sie opferten ihre Gesinnung dem Machterhalt. Als Beleg führte er an, dass sie den Polizeieinsatz gegen Atomtransportgegner vor dem Parteitagsgebäude geduldet hätten. Den Asylbeschluss kritisierte auch FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle. "Personell, programmatisch und stilistisch haben die Grünen die 80er Jahre nie verlassen", meinte er. Auch andere Beschlüsse des Parteitages zeigten, dass "die Parteitagsfunktionäre der Grünen immer noch nicht in der Regierungsfähigkeit angekommen" seien, "während die Parteispitze täglich ihre Ideale gegen die bequemen Sitze der Dienstlimousinen eintauscht." (APA)