Wien - Das Kindertheater im Wiener Museumsquartier (MQ) soll zwar, wie vor einem Jahr angekündigt, im September 2002 eröffnet werden - doch noch immer ist die Finanzierung für den Bau nicht gesichert. Angesichts der Gemeinderatswahlen sei mit einer Entscheidung erst im Frühsommer zu rechnen, kritisiert SP-Kultursprecher Ernst Woller. Damit verzögert sich auch die Bestellung der Leitung, die bereits im Herbst 2000 hätte ausgeschrieben werden sollen. Da auch die rechtliche Konstruktion ungeklärt ist (zur Diskussion stehen GmbH oder Verein), macht sich in der Wiener Kindertheaterszene Sorge breit. Auf Anregung des S TANDARD hatte VP-Kulturstadtrat Peter Marboe 1997 die Idee eingebracht, das ehemalige Residenzkino in der Mariahilfer Straße als kindergerechtes Theater zu adaptieren. Zusammen mit dem (eigenständigen) Kindermuseum "Zoom" und einem Infocenter über Kinderkultur in Wien soll es Teil des von Marboe propagierten "Kinderkreativzentrums" sein, für das er den Namen "Papagena" vorschlug. Seit knapp einem Jahr nun liegen die Pläne von Architekt Willi Frötscher vor. Nach diesen wird das "Kit" (Arbeitstitel) über 1000 Quadratmeter verfügen: Neben dem tonnengewölbten Residenzkino, das bis zu 150 Zuschauern Platz bietet, soll es im Fischer-von-Erlach-Trakt eine "Black Box" für Workshops (maximal 80 Personen) und einen Seminarraum gegen, der auch als Bibliothek oder Archiv verwendet werden kann. Durch ein gemeinsames Foyer würden die beiden Gebäudeteile miteinander verbunden. Die Kosten schätzt man auf 43 Millionen Schilling für den Bau und deren zwölf für die Einrichtung. Es gibt zwar einen Beschluss der Stadt, das Kindertheater zu finanzieren. Wer bei dem Gemeinschaftsprojekt von Marboe und Jugendstadträtin Grete Laska (SP) aber welchen Part übernimmt, steht noch nicht fest. Laut Marboe sei eine Sonderfinanzierung unabdingbar. Überlegt wird auch eine Vorfinanzierung durch die MQ-Errichtungsgesellschaft. Für den Betrieb seien laut einem von Christian Pronay erstellten Konzept 16 Millionen jährlich an Subventionen notwendig. Diese Summe will man, so Marboes Büroleiter Boris Marte, zusätzlich zur Förderung der Kindertheaterszene bereit stellen. Gedacht ist an eine Mischform aus Eigen- und Koproduktionen. Patricia Thill, Sprecherin der freien Kindertheaterszene, mahnt die baldige Ausschreibung der Leitung ein: Wenn diese nicht bis zum Herbst bestellt würde, bliebe nicht ausreichend Zeit, ein Programm zu entwickeln. Marte versucht zu beruhigen: "Wir planen ja nicht etwas, um es dann nicht zu machen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 3. 2001)