Es gab Puccinis Turandot, und Johan Bothas Rollendebüt als Kalaf. Hätte gerne mehr gehört und weniger gesehen. Man kann wohl nicht alles haben. Nicht ein üppiges Emporsteigen des Orchesterklanges erwarten und gleichzeitig fordern, alles möge sauber tönen. Zudem soll man nicht hoffen, dass sich in der von Dirigent Leopold Hagen inszenieren derben Schlacht um Orchestertöne auch jene des Debütanten ungestört entfalten dürfen. Botha sieht man also zunächst nur, was überflüssig ist, es reicht, ihn zu hören. Die Fülle seines Wohllauts sättigt jederzeit; sie ist in Kombination mit seiner Höhensicherheit und den punktgenau attackierten Tönen völlig ausreichend. Später hört man ihn auch, genießt mit geschlossen Augen und vernimmt aber, dass er in puncto Dynamik nicht zu großer Differenzierung fähig ist. Dennoch, sehr sättigend für das Ohr. Wie auch die dramatische Durchschlagskraft von Gabriele Schnaut (als Turandot auch etwas schrill) und die etwas zu metallische Lyrik von Soile Isokoski (als Liu). Vor den drei Turandot- Rätseln gab es an der Volksoper den Liebestrank, und es war ein mäßiges Vergnügen. Akiko Nakajiama als kühle Adina singt zwar tadellos, bringt aber nichts von den Machtgelüsten einer Frau zum Ausdruck. Kein Schmelz, keine Leidenschaft, keine Brillanz. Anbeter Nemorino (Dario Schmuck) hingegen verkörpert schon eher den Typus des schmissigen Machos. Leider gelingt es ihm nicht immer, gegen das zu laute und rhythmisch nachklappernde Orchester mit seiner womöglich bestechenden Tenorstimme zu tönen. Allein Morten Frank Larsen als Belcore tritt stimmkräftig in Erscheinung. Immerhin gab es sie, die Momente des Amusements - vor allem dann, wenn Dulcamara, interpretiert von Noé Colin, als Wunderdoktor auftrat. Mit dem richtigen Saft in der Tasche sorgte er theatralisch und mit gutem Sitz seiner Stimme für kleine Effekte. Der letzte Rest von Sinnlichkeit wurden hier aber getilgt. Unglaublich. Am Ende blieb nichts als eine Überschrift: Der Liebestrank , die einst vergnügliche Oper von Donizetti. Möge der Wiederaufnahme von König Kandaules (22. März) mehr Glück beschieden sein. (tos/macko/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18. 3. 2001)