Wien - Oper konzertant aufzuführen kommt in Mode; und unbekanntere Werke lassen sich so durchaus unvoreingenommen rezipieren. Nun also Verdis Attila im Konzerthaus auf dem Prüfstand: Es darf für gut befunden werden; dieses Werk aus Verdis "Galeerenjahren" steht seinen anderen Opera eigentlich um nichts nach.

Angesichts der gewaltigen Dimensionen der im 5. Jahrhundert stattfindenden Hunnenschlacht-Tragödie mussten ebenbürtige Künstler ins Boot: Die Titelrolle sang Carlo Colombara, der vom Typ her für den kriegerischen Hunnenkönig zunächst gar nicht so geeignet erschien. Mit seinem markant-intensiven Bass konnte er etwaige Mängel wieder ausgleichen.

Dann räumte auch Vladimir Chernov als Feldherr Ezio mit eingängigen Melodien beim Publikum ab. Und Julia Varady als Odabella? Die erfahrene Sängerin verfügt über fantastische Mittel, sie gehört noch immer zu den Spitzenkräften. Nach wie vor bietet sie elegante Koloraturen, Attacke, gut gestützte Piani und hohe Phrasierungskunst; auftretende Tremoli fielen ob der Gesamtleistung nicht wirklich ins Gewicht.

Alberto Jelmoni, der kurzfristig eingesprungen war, gab einen heldenhaften und impulsiven Foresto. Sowohl den Hass auf den Hunnenkönig als auch seine Liebe zu Odabella gestaltete er sehr emotional. Den alten Römer, Papst Leo, sang mit angenehmem Bass Evert Sooster, den Udino gab mit hellem Tenor Héctor Sandoval. Als sehr umsichtiger und jederzeit sängerfreundlicher Dirigent hat sich Marcello Bufalini - gemeinsam mit dem RSO-Wien und der sehr gut präparierten Wiener Singakademie - bewährt. Fazit: gute Sänger. Ein animiertes Orchester - das reicht immer noch aus, um zu überzeugen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25. 3. 2001)