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New York - Maximilian Schell spielt nach vierzig Jahren wieder in "Das Urteil von Nürnberg" . Am New Yorker Longacre Theater startete am Montagabend (Ortszeit) Abby Manns Bühnenstück, das 1961 mit Schell verfilmt worden war. Schell spielt jetzt Ernst Janning, einen angeklagten Richter in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. In der Hollywood-Version von Stanley Kramer hatte er noch einen jungen deutschen Verteidiger dargestellt und wurde dafür mit einem Oscar ausgezeichnet. Janning wurde damals von Burt Lancaster verkörpert. "Schon damals wollte ich Janning spielen", sagte Schell der "New York Times". "Aber der Regisseur sagte, ich sei zu jung. Doch jetzt kann ich diesen Part übernehmen." Vergangenheitsbewältigung Autor Mann erzählt mit seinem Stück nicht von den großen Nazi-Verbrechern wie Hermann Göring, die in Nürnberg vor Gericht standen, sondern von den kleinen Rädchen im System. Janning wird beschuldigt, in der NS-Zeit unmenschliche Urteile verhängt zu haben. So verurteilte er einen jüdischen Händler wegen angeblicher "Rassenschande" zum Tode. Sein Anwalt Hans Rolfe argumentiert jedoch, Janning habe lediglich die damals bestehenden Gesetze befolgt. Am Ende sieht Janning seine Schuld ein und erkennt, dass jedes Leben den gleichen Wert besitzt. "Das ist nicht nur die entscheidende Aussage des Stücks, sondern des gesamten 20. Jahrhunderts", sagte Schell. Mit "Das Urteil von Nürnberg" kehrt Schell nach dreißig Jahren wieder an den Broadway zurück. Beinahe wäre sein Comeback an einer Blinddarmentzündung gescheitert, die er kurz vor der Premiere erlitten hatte. Doch eine Woche nach der Operation stand Schell wieder auf der Bühne. (APA)