Wien - Da stehen sie, in ihren stinknormalen Klamotten, und wissen selbst nicht ganz, wie ihnen wird. "Ich weiß, dass ich weiß", sagt irgendwann irgendeiner der sechs Wohnungsgenossen, und vielleicht liegt gerade darin das Problem. Obwohl an diesem Abend ja eigentlich alles klar ist: Eine Generation macht sich auf die Suche nach sich selbst und findet sich im trauten Zirkel einer Wohngemeinschaft wieder. Mitten auf einem weichen Sofa, das noch ein wenig nach Bier und Gras stinkt, wonach sonst? Ein Tag mit Blitz, Laura, Anatol, C. K., Erica und Rita, oder wie die Kinder, die nicht erwachsen werden wollen, weil sie es längst schon sind, alle heißen: Das ist das Dramengerüst, auf dem Michaela Ronzonis sechs titelgebende Slacker an diesem Uraufführungsabend ihr Alltagsleben als stimmige Einlagen zum Besten geben. Erdennah, aber immer wieder in den mythenschwangeren Pop-Himmel abhebend. Es sind die flüchtigen Momente, die in Ronzonis "losen Szenen" zählen, die banalen Geheimnisse in einer durch und durch geheimnislosen Sprache. Eine Generation, deren herumhängende Protagonisten seit Richard Linklater "Slacker" heißen, ist bei Ronzoni ausgezogen, um in WGs ein systemkritisches, politisch korrektes und ziemlich fades Leben zu führen. Der Sprung zum Dasein als Webdesigner mit eigenem VW steht noch bevor. Oder, wie Lukas Sartori als schräg-aufgemotzte, sehr liebenswerte Type intoniert: "I'm a loser baby!" Der Erfolg lässt auf sich warten. Dazwischen bemalt man eben Schlümpfe mit roter Farbe. Weder Shoppen noch Ficken können so viel Spaß machen! Überhaupt sind die Beschäftigungen dieser Clique merkwürdig uninspiriert. Die Moral, vor der sich Ronzoni dankenswerterweise gedrückt hat, könnte man sehr einfach hinter jedem Szenenende hervorziehen. Regisseurin Paola Aguilera lässt das aber schön bleiben. Sie inszeniert klug bunt gesprenkelte Fragmente, die der Zuseher selbst zusammenbasteln muss. Der Fundus des Pop ist Inspiration, das Mittel des Zitats ist Werkzeug. Der Spaß heiligt viele Mittel. Und wenn Blitz am Ende stirbt, muss das nicht allzu viel bedeuten. Denn genauso hätte er mittels der von der Decke schwebenden Hanfpflänzchen auch wiedererweckt werden können. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 3./1. 4. 2001)