Als kirchliche Jugendleiterin in Teilzeit-Karenz, mit drei Kindern im Alter zwischen ein und sechs Jahren kennt Christine Schmidt das Wort „Routine“ nicht – und Langeweile schon gar nicht: „Ich bin jetzt seit zwölf Jahren in der Jugendarbeit tätig und noch nie waren zwei Tage in einem Monat gleich. Außerdem ändert sich auch die Jugend selbst dauernd und das macht die Arbeit doppelt spannend“ Nach der HTL für Hochbau entschied sie sich, eine andere als die technische Richtung einzuschlagen, und Pastoralassistentin zu werden. Und schließlich wurde dann nochmals was ganz anderes daraus, denn: „Während meiner Pfarrtätigkeit habe ich gemerkt, dass die Arbeit mit Jugendlichen eigentlich am Schönsten ist.“ Am Schönsten, aber manchmal auch sehr schwierig: „Jugendleiter haben einen schlechten Stand in der Kirche, obwohl man meinen würde, die Kirche würde sich freuen, wenn sich engagierte Menschen um den „Nachwuchs“ kümmern. Wir werden oft vergessen, weil wir nicht so „brav“ sind, wie man uns gerne hätte – wir zeigen auch wunde Punkte in der Kirche auf.“ Derzeit sind in der Diözese Wien und im östlichen Niederösterreich, wo Christine Schmidt arbeitet, 30 RegionaljugendleiterInnen im Einsatz. Eigentlich würde es noch viel mehr brauchen, aber „es ist leider zuwenig Geld da“. Bei ihrer Arbeit in den Pfarren kümmert sie sich nicht nur um die Jugendlichen selbst, sondern auch um deren Betreuer, das heißt haupt- und ehrenamtliche in der Jugendarbeit tätige Pfarrmitarbeiter. Ihre KollegInnen arbeiten aber auch in außerkirchlichen Jugendeinrichtungen oder im Bereich Streetworking. Ist es schwierig, mit jungen Menschen zu arbeiten – oder ist das bloß ein Vorurteil? – „Wenn man will, dann kann jeder mit Jugendlichen umgehen, denn wenn man ihnen zuhört und ihnen Aufmerksamkeit schenkt, dann beginnen sie oft ganz von alleine zu erzählen.“ Klar würden sie auch gegen alles kämpfen, aber das gehöre zur Jugend schließlich dazu. Enttäuscht ist sie, dass manche Pfarren ihre Jugendlichen einfach nicht halten können, weil sie ihnen nicht den Raum bieten, den sie brauchen. Als sie für ihr erstes Kind vor sechs Jahren mit der Jugendarbeit aufgehört habe, seien auch viele junge Menschen weggeblieben, weil „niemand mehr da war, der Kirche für sie spannend machte“. Die Pfarren müssten sich mehr öffnen und ihre Erwartungshaltung an Jugendliche ändern: „Es hat keinen Wert, junge Menschen in der Firmvorbereitung die sieben Gaben des heiligen Geistes auswendig aufzählen zu lassen, aber die Gaben, die sie selber mitbringen und in sich tragen, nicht zu nutzen. Die Kirche hat die Chance, das Leben junger Menschen zu verändern – dafür muss sie aber auch selbst lebendig sein und ihnen das Gefühl geben, dass sie hier auch einen Platz haben und willkommen sind.“ (Isabella Lechner) Das ausführliche Interview mit Christine Schmidt finden Sie hier: „Nach so vielen männerdominierten Jahren kann ich nun mit anderen Frauen in der Kirche neue Sichtweisen eröffnen.“