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Berlin - Berlins neuer Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat eine härtere Gangart bei den großen Kulturinstitutionen der deutschen Hauptstadt angekündigt. Einige Häuser müssten lernen, verantwortlich mit öffentlichen Geldern umzugehen, sagte Wowereit auf der Gründungsveranstaltung des Kulturforums der Berliner SPD am Montagabend. Bei erwiesenem Missmanagement sollte es auch die Möglichkeit geben, Intendanten zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig kündigte er an, dass Daniel Barenboim als Chefdirigent der Staatskapelle einen neuen Vertrag bekommen werde. Wowereit kündigte eine stärkere Unterstützung für unabhängige Kulturgruppen an. Es sei ein Unterschied, ob zum Beispiel der Staatsoper Unter den Linden, die 120 Millionen Mark (844 Mill. S) jährlich zur Verfügung habe, fünf Millionen Mark entzogen würden oder eine freie Gruppe 500.000 Mark weniger habe. "Die Stadt muss sich entscheiden, welche Schwerpunkte sie in der Kultur setzen will", sagte Wowereit. Kostendiskussion Heftig kritisierte Wowereit den Architekten des NS-Dokumentationszentrums Topographie des Terrors, den Schweizer Peter Zumthor. Er sei zwar auch für eine zügige Fertigstellung des Gebäudes. Es könne aber nicht sein, dass sich der Architekt jeder Kostendiskussion verweigere. Das Dokumentationszentrum soll nach letzten Berechnungen 76 Millionen Mark kosten. Die Hälfte davon will der Bund tragen. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise müsse eine Diskussion über die Rolle Berlins als Bundeshauptstadt beginnen, sagte Wowereit. Dabei sollte vor allem die Frage geklärt werden, wie der Bund mit den nationalen Kulturgütern in der Stadt umgehen wolle. Theater des Westens vor dem Konkurs Das traditionsreiche Berliner Theater des Westens steht nach Angaben des Senats unmittelbar vor dem Konkurs. Wegen der bevorstehenden Abfindungszahlungen für das gekündigte Orchester und anderer Mitarbeiter drohe der Musicalbühne zum 1. Juli die Insolvenz, teilte eine Sprecherin von Kultursenatorin Adrienne Goehler am Dienstag mit. Die parteilose Politikerin werde sich zusammen mit der Finanzverwaltung um eine Lösung der "dramatischen Situation" bemühen, hieß es weiter. Den Orchestermusikern ist nach Angaben des Intendanten aus Kostengründen gekündigt worden. Als Spekulation wies dagegen Intendant Elmar Ottenthal die Berichte über eine angebliche Pleite seines Hauses zurück. Das Theater habe wegen seines Erfolgs Begehrlichkeiten geweckt, bei denen immer wieder der Konkurs herbeigeredet werde. Seit er im August 1999 die Leitung des Hauses übernommen habe, sei der Anteil der Eigeneinnahmen gegenüber dem Gesamtetat von rund 17 Prozent auf etwa die Hälfte gestiegen, sagte Ottenthal. (AA/dpa)