Um gleich zwei Liebesgeschichten zweier Schwestern geht es in diesem überreich mit schmalzigen Melodien gesegneten Stück: die von Achmed (tadellos Tenor Thomas Sigwald) mit der schönen Kondja (herrlich: Frauke Schäfer), und die des Wiener Modeschöpfers Fridolin Müller (Tibor Szolnoki) mit der ganz besonders "unislamisch" aufmüpfigen Midili (Gabriele Kridl).
Bühne
Amusement wider prophetenbärtige Misogynie
"Die Rose von Stambul" in Baden
Baden - Humorlose Schönredner religiöser Frauendiskriminierung sollten diesen Sommer einen weiten Bogen um Baden bei Wien machen. In der dortigen Sommerarena läuft im Rahmen des jährlichen Operettenfestivals Leo Falls Die Rose von Stambul
. Und da tanzen die türkischen Damen lieber Walzer, statt sittsam zu Hause auf den Ehemann zu warten.
Der bewährte Volksopernaltmeister Robert Herzl hat diese
Rose von Stambul
inszeniert, mit viel Schwung und szenischem Witz. Franz Josef Breznik als Dirigent des Badener Städtischen Orchesters schlägt dazu die passenden Rhythmen. Erstaunlich, wie die Melodie der anfänglichen Gesangsnummer "Sag einfach Schnucki zu mir" sich in Folge zum Walzer wandelt, zum Tango und zu Chachacha, und die Haremsdamen dazu übermütig übers Parkett wirbeln! Wer prophetenbärtige Misogynie nicht für eine achtenswerte kulturelle Eigenart hält, wird sich in der Badener Sommerarena köstlich amüsieren!
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 6. 2001)