Amstetten - Das Faszinierende bei Musicals, immer wieder: dass man das Gefühl hat, die Leute da vorne auf der Bühne bersten jeden Moment vor Optimismus, vor Energie, bei so viel guter Laune, die da aus denen rausstrahlt. Zwei Sekunden hinschauen, und es geht einem gut. Wie machen die das? Lernt man das im Grundkurs I einer Musical Academy: How to spread happiness within seconds? Egal. Es war also der Musical Sommer Amstetten, und da waren 20 vor Energie explodierende Leute, die Moby Dick! - Ein wahnsinniges Musical zur Aufführung brachten. Und das Stück (von Longden & Kaye) ist in der Tat wahnsinnig: Handgezählte 27 Gesangsnummern gibt es da, was natürlich viel zu viel ist, verkommt das Stück dadurch doch zu einer bloßen Nummernrevue; die ärmlichen Handlungstorsi schaffen es nicht annähernd, die Stimmung für die einzelnen Musikteile vorzubereiten. Die Musik changiert eklektisch zwischen Tempo-Rock und Kingsize-Schnulze: Der Band unter der Leitung von Erwin Bader schien das Ganze Spaß zu machen. Die tänzerische Leistung (Choreographie: Dennis Callahan) war stupend, von einer Präzision und Kraft, die ihresgleichen sucht, bravo. Und auch über die vokale Darbietung (Einstudierung: Christian Franck) sollen Jubelchöre erschallen: kompakt, rund, con sforza erschallte es (etwas überver- stärkt) von der Bühne.

Zwei Einzelleistungen gab es, die hervorgehoben werden müssen: Sonja Schatz punktete schon im ersten Teil als Bardame mit Liza-Minelli-Röhre, im zweiten peitschte sie die ganze Mannschaft superaggressiv und Freche-Göre-mäßig zum Kampf gegen den weißen Wal auf. Lilla Polyák als Ahabs Frau Esta schließlich war stimmlich ein Ereignis. Sexykraftvollsahnigsamtig zog sie das Amstettener Publikum wie auch - ja - den Kritiker in ihren Bann:

Dschihsas Kraist, jemand muss dieser Frau einen Plattenvertrag geben. Hans Kudlichs Bühne war witzig, poetisch, Andrea Hammers Kostüme prototypisch und passend, und Werner Sobotka inszenierte ebenso. Trotz des mauen Stücks: ein Erlebnis. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29. 7. 2001)