Baden/Wien - Den unendlich kultivierten Theater- und Filmschauspieler Hans Holt konnte man getrost einer Spezies zurechnen, deren hervorragende Vertreter wir kaum noch kennen, deren Existenz aber dem unverächtlicheren Teil des heimischen Kulturerbes zugerechnet werden muss: Herren, die zur Not zum "Liebhaber" sich eignen, deren kostbarster Besitz aber ein inwendiges stilles Leuchten ist, eine resignierte Höflichkeit, ein seelischer Herbst-Goldton, der das Weltgetriebe weithin überstrahlt. Holt, als Johann Hödl in Wien geboren, absolvierte alle wesentlichen Theaterstationen in Österreich und gehörte vor allem der Wiener Josefstadt an, von der er 1988 durchaus nicht im Einvernehmen schied. Zieht man alle TV-Liebenswürdigkeiten von diesem erfüllten Künstlerleben ab, so bleiben irritierende Momente: Holt gab im Film den Raimund, den Mozart, und im trivialen Filmglück dieser Genies fand man sogar Spuren von Lebensangst und Daseinsverdruss wieder. Holt ist am Freitag 91-jährig im Badener Hilde-Wagner-Künstlerheim einem schweren Leiden erlegen. (poh/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 8. 2001)