Durch die aktuelle politische Situation gewinnt die Geschichte aus dem antiken Griechenland Aktualität. Nicht dass Antigone eine Terroristin wäre! Dennoch nimmt sie in Durchführung ihrer Opposition gegen Kreons Macht den Tod in Kauf. Aktuell auch: Mithilfe ausländischer Verbündeter hat Polyneikes seine eigene Vaterstadt angegriffen. Er stirbt im Zweikampf mit seinem Bruder Eteokles. Das Vorarlberger Landestheater hatte sich als Saisonauftakt mit "Antigone" für eine Fassung von Hajo Kurzenberger und Stephan Müller entschieden. Regisseur Lothar Maninger führt die Personen sorgsam, besonders hervorzuheben das Bühnenbild, welches die Gegebenheiten der altgriechischen Theaterarchitektur für heute adaptiert. Vorarlberger Landestheater im Theater am Kornmarkt
nächste Vorstellung:
am Do,19:30 Uhr
Karten: 05574/495 90
Hochzeit mit Zwangsjacke

Zum Saisonauftakt stellte das Bregenzer Theater Kosmos Alan Balls "Fünf im gleichen Kleid" als deutschsprachige Erstaufführung vor. Ein Mädchen heiratet, die Brautjungfern versammeln sich - in giftgrüne Kleider gezwängt (Ausstattung und Kostüme: Dirk Seesemann), die an Zwangsjacken erinnern. Eigene Unzulänglichkeiten werden überspielt. Bettina Rehm führt die Personen gut, zudem legen sich die fünf Protagonistinnen voll ins Zeug. Gezeigt werden soll die Brüchigkeit der Fassade des ,American Way of Life', aus der hier durch den Aspekt des Seriellen mehr eine lasche Soap-Opera wurde.

Die großen Momente der Aufführung geschehen im zweiten Teil, wenn die Individuen dem Druck von Heuchelei und dem "Das darf man nicht" nicht mehr standhalten. Theater Kosmos
Do, Fr, Sa, So, 20 Uhr
Bregenz
Maurachgasse 30
05574/440 34
Das Vaterland dankt

In Heinz R. Ungers "Zwölfeläuten" geht es um Angst, gepaart mit Raffinesse, die sich gegen ,,Heldentum" und Durchhalteparolen durchsetzt. Bei der Premiere des Vorarlberger Landestheaters vernahm man von der älteren Generation, die die NS-Zeit er- und überlebt hatte: ,,Nicht schon wieder", die Jugend bemerkte weitgehend nur die Schlitzohrigkeit und amüsierte sich.

Eine Mauer, hinter der man sich verbergen konnte, die aber auch selbst verbarg, war sinnvolle Grundlage des Bühnenbildes von Florian Kradolfer. Hanspeter Horners Inszenierung kam dieser schlichten Metapher sehr entgegen. Klaus Schöch spielt den Ortsvorsteher Sonnleitner mit den Worten: ,,Alsdern, Männer - das Vaterland dankt. St. Kilian braucht si' net genier'n für uns. Geh'n mir heim, sag'n mir, 's war nix."

Auch Dorfpfarrer Mario Plaz ist überaus glaubwürdig; ebenso Sonnleitners Mutter (Therese Helbig), die als einzige den ,,deutschen Gruß" verweigert. Eifrig darin übt sich die Ortsvorstehertochter (Veronika Polly). Jogl, der Dorfdepp (Johannes Gabl), mogelt sich durch die Turbulenzen und entzieht sich somit schlau dem Heldentod. Vorarlberger Landestheater im Theater am Kornmarkt
Mi, 19:30 Uhr
05574/495 90
(ej/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.10. 2001)