Wien - In Amerika pflegen Einkommen und Prestige einer Branche zu sinken, wenn der Frauenanteil steigt. In Österreich ticken die Uhren anders, zumindest in der Public-Relations-Branche (PR). "64 Prozent aller PR-Beschäftigten sind Frauen. Bezahlung und Ausbildung sind überdurchschnittlich hoch", hat Martina Zowack nach einer repräsentativen Befragung von 470 PR-Tätigen herausgefunden. Was die PR-Managerin bei Compaq Computer Österreich besonders freut, ist, dass Frauen und Männer in vergleichbaren Positionen gleich viel verdienen, wenn man die (wenigen) über 50-Jährigen vergisst. "Das heißt was. Immerhin klaffen Frauen- und Männereinkommen sonst um ein Drittel auseinander". Im Schnitt verdient eine 39-Jährige PR-Verantwortliche monatlich 50.000 Schilling brutto. "Die PR-Frau ist sehr karriereorientiert. 95 Prozent wollen Führungsaufgaben übernehmen", fischt Zowack neben der guten Qualifikation einen weiteren Grund heraus, warum schon die Hälfte der Führungspositionen in weiblichen Händen ist. Die Frauen treten sehr selbstbewusst auf, legen ihre Ziele auf den Tisch und können sich auch sehr gut "verkaufen". Dass die weiblichen Karrierechancen intakt sind, hängt auch mit der Struktur der relativ jungen Branche zusammen. Die Betriebe sind meist kleiner, mit flacheren Hierarchien, in denen sich fähige Menschen eher durchsetzen können als in starren und unübersichtlichen Strukturen. "Kontaktfreude, Teamfähigkeit und Organisationstalent werden als typisch weibliche Stärken hervorgehoben", ergänzt Gudrun Pallierer, Vizepräsidentin des PR-Verbandes Austria (PRVA), während den Männern mehr Durchsetzungsfähigkeit und strategisches Denken unterstellt wird. Krisenfest Interessantes Detail: Einen Krisenüberblick attestiert die Studie gleichermaßen Frauen wie Männern. Christian Kollmann, PRVA-Präsident, macht sich zwar gewisse Sorgen, dass nur jedEr zehnte PR-AnfängerIn ein Mann ist (dafür gibt es mehr männliche Quereinsteiger), zeigt sich dennoch sehr stolz auf die gelungene Feminisierung seiner Branche: "Public Relations bedeutet das Managen von Kommunikationsprozessen zum besseren Verständnis von Institutionen, Organisationen und Regierungen. Einer am gesellschaftlichen Ausgleich orientierten Branche steht diese Vorreiterrolle gut an." Als nächste Branche kämen die Medien infrage, empfiehlt Martina Zowack, wiewohl die medialen Strukturen viel frauenfeindlicher seien. (Lydia Ninz) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 5.11. 2001)