Foto: Metropol
Kaum zu fassen, dass aus einer wirklich guten Geschichte des Bestsellerautors Alessandro Baricco über das musikalische Findelkind "Novecento" so eine Farce werden kann. Bernd Jeschek unternahm im Metropol den Versuch einer One-Man-Show. Theatralische Gesten, die die Poesie der Welt eines Jazzpianisten einfangen sollten, der nie von Bord seines Mutterschiffes gegangen ist und der genau wusste, warum. An Land wär' ihm das Ende der Welt und keine seiner Musikideen in den Sinn gekommen, die ihm allein die "Virginia" zuspielte. Regisseur Michael Gampe bringt weder die Magie, die in dieser Eingeschlossenheit liegt, noch die an Eric Satie erinnernde Musik, die ausnahmslos aus dem Lautsprecher erklingt, zum Leben. Ein Mann steht mit seiner Trompete auf der Bühne, spielt keinen Ton. Seine Stimme kennt nur laut oder leise. Es bewegt sich nichts. Was war das? Nichts von den faszinierenden Klängen des Komponisten Renald Deppe kommt rüber. Novecento, ein Typ, den man heute wohl als Autisten bezeichnen würde, ein Typ, der den Sound der 30er-Jahre in seine schräge Welt einbaut - er verkümmert mit Bernd Jeschek zum Kaspar Hauser der Musik. (macko/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11. 2001)