Zusammen mit ihrem Mann Bertram führt Karin Schmidt-Friderichs den Verlag Hermann Schmidt Mainz - ein kleines, aber umso spannenderes Unternehmen, dass es sich seit nun fast zehn Jahren zur Aufgabe gemacht hat, im Bereich Typografie, Grafikdesign und Werbung die Marktführung als Fachverlag zu übernehmen. Da erklären sich die zahlreichen Preise, die bisher mit ihren Büchern gewonnen wurden wie von selbst.Lohn für Kreativität Jahr für Jahr wird der enorme Aufwand, des Verlags mit zahllosen nationalen und internationalen Preisen belohnt. So sind die Druckwerke immer wieder als "schönste deutsche Bücher" ausgezeichnet worden, haben den Deutschen Preis für Kommunikationsdesign, den Designpreis der Schweizer, den Typographic Award der Society of Typographic Designers England, Auszeichnungen des Art Director Club of New York, Gold bei der Berliner Type, und vieles mehr an Preisen und Anerkennungen eingeheimst. Und die Aufgaben werden immer weiter gesteckt: Die jährliche Moderation des Typokongresses in Berlin gehört da genauso dazu, wie seit 1994 die Präsentation der Typedirectorsshow New York an der Frankfurter Buchmesse. Eine Art fixer Abend für Werbeagenturen, um ihre Arbeiten vorzustellen, geistert im Moment noch als Gedanke im Kopf herum. Seit 1996 bestreitet das Paar auch Lehraufträge im Tandem, an der Hochschule für Druck und Medien in Stuttgart und in Mainz am Institut für Buchwissenschaft. Diese Zusammenarbeit mit Hochschulen führt auch zu interessanten Buchprojekten. Dabei wird auch vor der Realisation von Diplomarbeiten in Form eines Kinderbuches ("Füsschen in Brunos Suppe") nicht zurückgeschreckt: "Schließlich gilt es doch, auch Studierenden eine Chance für eine Erstveröffentlichung zu geben", so Schmidt-Friderichs. Typografie-Akademie Die Idee einer "Typo-Akademie" in der Mainzer Altstadt hat mit Mai 2001 bereits konkrete Form angenommen: Im restaurierten mittelalterlichen Fachwerkbau Leininger Hof werden Typografie- und Gestaltungs-Seminare für GestalterInnen, Auszubildende und QuereinsteigerInnen von Profis abgehalten. Die Referenten und WorkshopleiterInnen sind VerlagsautorInnen, die zu Diskussion und Gesprächen bereit stehen und von denen fachlich profundierte Seminare in klein gehaltenen Kreis von Teilnehmern abgehalten werden. Schließlich will Karin Schmidt-Friderichs auch hier gewohnte Qualität anbieten. Erstens kommt es anders... Dabei hätte die studierte Architektin früher nie gedacht, einmal im Verlagswesen zu landen: Die in Kreuznach geborene Karin Friderichs wuchs als Tochter eines Politikers in Bonn auf und maturierte nach einem weiteren Ortswechsel in Mainz, wo auch ihre Mutter im kommunalen Bereich politisch tätig wurde. Den eigentlichen Traumberuf einer Fotografin zu ergreifen hat sie sich nicht getraut; ein Praktikum bei einem Fotografen in Hamburg machte der Verwirklichung der Idee endgültig ein Ende. "So blieb der Vorsatz, zukünftig eigene Kinder ernähren zu können ohne frustriert zu sein", erzählt die Verlegerin. Und der führte sie zur Architektur - einem Beruf, der für sie eine abwechslungsreiche spannende Tätigkeit mit einer Ausgewogenheit zwischen Kreativität und Organisation darstellt. Während des Studiums brachte sie zwei Töchter auf die Welt was sie aber nicht davon abhielt das Studium zu beenden und bis 1992 Aufträge durchzuführen. ...zweitens als man denkt Ihr Mann Bertram hatte mittlerweile den Hermann Schmidt Verlag von seinem Vater übernommen und startete den Versuch einer Neuorientierung des Unternehmens. Der Besuch der Frankfurter Buchmesse 1991 brachte die Intitalzündung: Viele kleine Verlage waren dort, die zum Teil ihr unspannendes Minimalprogramm präsentierten. Fürs Folgejahr wurde also gleich spontan ein Stand gemietet. Nur war der dann nicht, wie Bertram angenommen hatte, 2 mal 4 Meter sondern entpuppte sich als doppelt so groß. Kein Problem jedoch für eine Architektin - und ehe sie sich versah, war Karin Schmidt-Friderichs auch schon mitten im Verlagswesen gelandet: Die Architektur wurde an den Nagel gehängt, der Einstieg ins Verlagsleben gewagt. Der Messeauftritt wurde trotz der 1992, durch die Wiedervereinigung im deutschen Buchmarkt entstandenen, Schwierigkeiten ein Erfolg. "Die begeisterte Aufnahme von Messe-Publikum und Presse bestärkte mich und meinen Mann, den begonnenen Weg nun gemeinsam zu gehen und dem Unternehmen zu Aufschwung und Weiterentwicklung zu verhelfen", so Schmidt-Friderichs. In Sachen Typografie und Grafikdesign wurde dem Hermann Schmidt Verlag bereits Kompetenz zugesagt, dieses Potential galt es zu nützen. Die Entwicklung vom allgemeinen Verlag, der ein bis zwei schöne prämierte Bücher pro Jahr "nebenbei" produzierte, zum Fachverlag erforderte aber eine klare Zielsetzung: In der vorgegebenen Nische Typografie Marktführer zu werden. Dream Team Die Zusammenarbeit mit ihrem Mann geriet für Schmidt-Friderichs zum Match eines eingespielten Dreamteams: Wobei das Träumerische auf Bertrams Seite liegt, dessen Vorgabe "Hauptsache schöne Bücher!" zu sein scheint, was für dessen Frau, die das Marketing und die PR managet schon mal realistische Fragen aufwirft, wie: "Und wer braucht dieses schöne Buch?" oder "Was ist der Kunde bereit für das Schöner zu zahlen?". Auftragslage und Verkaufszahlen geben der Strategie Schmidt-Friderichs ihr Recht: Gute schöne Bücher lassen sich mit ausgeklügelten Marketing gut verkaufen. Und ab und zu übertrifft dann ein Verlagsprodukt wie der von Julie Gudehus entworfene Kalender 2000 auch ihre realistischen Erwartungen: Der orginelle Abrisskalender mit Ablaufdatum, mittels Frischhaltefolie in einer Kunststoffschale verpackt, wurde zum gutverkauften Kultbestseller. Brigitta Bernart-Skarek