Wien - Natürlich ist Richard Wagners "Götterdämmerung" durchaus schwere und zeitaufwendige Musiktheaterkost. Und die Sänger singen Ewigkeiten mittel- bis ganz laut, in einer Art Permanenterregung auch Wagners wildem Alliterationswahn nachkommend. Deborah Polaski brachte an der Wiener Staatsoper ihre Sache noch am überzeugendsten über die Rampe. Polaski legte die Brünnhilde ganz auf Madame an, mit der ruhigen Souveränität einer Diva, und dominierte den Abend auch stimmlich. Auch Ricarda Merbeth ließ sich durch den grottenhässlichen Studiobühnencharme der Dresen-Inszenierung nicht deprimieren und brachte in der Rolle von Brünnhildes Rivalin Gutrune die differenzierteste schauspielerische Leistung des Abends; ihr frischer, dynamisch jedoch etwas limitierter Sopran gefiel.

Die Übersicht

Margareta Hintermeier legte ihre Waltraute äußerst souffleusenkastenkonzentriert an; bei den Männern herrschte das übliche, durchaus etwas aufgeplusterte Machogehabe vor: Christian Franz etwa spielte den Siegfried gefährlich nah an den naiven Dauergrinser hin. Er stand die Partie stimmlich allerdings hervorragend und mit großer Strahlkraft durch.

Peter Webers Gunther blieb unauffällig, der Münchener Roland Bracht besang in seinem 28. Opernbühnenjahr erstmals das Haus am Ring, wobei er für seinen unten schön fassigen, oben eher ausgedünnten Hagen-Bass Buhs und Bravos zu gleichen Teilen einheimsen durfte. Dirigent George Alexander Albrecht organisierte die Motivschichtungen von Meister Wagner mit Übersicht, Präzision und Verve und brachte einen gesunden, durchlüfteten Klangfluss ans und ins Ohr der Wiener Staatsopernbesucher.

Irgendwann versanken Woglinde, Wellgunde und Floßhilde samt Helden-Killer Hagen dann - man möchte dennoch fast sagen: endlich - in den Rheinfluten, und alles Leid und Freud diesseits und jenseits des Orchestergrabens hatte ein Ende. (end/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.12. 2001)