Linz - Unter der Leitung des britischen Choreographen Robert Poole hat sich das Ballett des Landestheaters Linz in den letzten drei Jahren zu einer der interessantesten Bundesländerkompanien entwickelt. Überaus motiviert und für stilistische Vielfalt offen gab sich das neunköpfige Ensemble beim dreiteiligen "Ballettabend I" im Großen Haus.

Spannend: die unterschied- liche Verwendung des klassischen Vokabulars, das gepaart mit der Flexibilität des zeitgenössischen Duktus visuell ansprechende Ergebnisse zeitigte. Das in die Szenen "Push" und "Pull" getrennte "One Hit Wonder" (Musik: Johann Sebastian Bach und Maxim Franke) von Olga Cobos und Peter Mika setzt auf den Kontrast. Anfangs gibt man sich kontaktscheu, sucht Zuflucht auf Lichtteppichen, agieren die sechs Tänzer auf musikalische Impulse und artikulieren sich in hart wirkenden, präzise gezeichneten Bewegungssequenzen. Dann breitet sich Harmonie aus, sucht man das Gegenüber. Da gelingen formschöne Duos mit überdehnten Arabesken und eigenwilligen Hebefiguren.

Für ihren sehr feminin gestalteten, weich dahinfließen- den Pas de deux "Mirage" (Musik: Collage) ließ sich Ensemblemitglied Etsuko Akiya von der Frische des Morgens inspirieren. Was da alles in Schwebe liegt, manifestiert sich im verschwommenen Bewegungsablauf, der sich jeder Konkretisierung entzieht.

Die Freiburger Ballettchefin Amanda Miller steuerte ihr Ende der 80er-Jahre für das Ballett Frankfurt kreiertes "Pretty Ugly" zur Musik von Peter Scherer und Arto Lindsay bei. Dieses temporeiche Stück mit seinen extremen Dynamikwechsel kann sich immer noch sehen lassen und fordert das technische Potenzial der Tänzer. Schwarze Silhouetten ziehen sich diagonal über die Bühne, erzeugen zwei Spielräume, auf denen eine elegant gekleidete Frau gegen eine Gruppe von vier legeren Männern antanzt und Kontrapunkte setzt. Geschickt evoziert Amanda Miller das Bild einer pulsierenden Metropole. (knei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12. 2001) Weitere Vorstellungen am 21. und 29. 12.