Nach "Best of Bauer", der fulminanten Kollage des Theaters im Bahnhof (TiB) zu Wolfgang Bauers Sechzigsten im April 2001, stand für Schauspieldirektor Matthias Fontheim der Entschluss fest, die "radikal anwesende" (so ihr Motto) Impro-Truppe vom Lendplatz für eine Kopoduktion an sein Haus zu holen. Für "LKH" , die steirische Variante von "Emergency Room", könnte die Probebühne allerdings zu klein werden, denn das TiB hat bereits eine beachtliche Fangemeinde, die sich mit der schrägen Arztserie wohl noch vergrößern wird.

Regisseur Helmut Köpping und sein AutorInnenteam haben die zu drei Teilen verdichteten tragikomischen Episoden aus der Internistischen Abteilung in den Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses eingebettet. Die bereits im Mai 2000 aufgeführte und noch unbefangene TiB-Soap wurde zu einer professionellen Ärztegroteske, in der Publikumslieblinge des Schauspielhauses und TiB-Profis Seite an Seite und kongenial brillieren. Grell, witzig, zynisch und bei aller Schräglage berührend ist sie, die Exkursion in die steirische Schwarzwaldklinik.

Beim Lokalaugenschein (die Idee hatte ein Grazer Mediziner) vergeht einem das Lachen über die unzähligen absurden Details der Diagnose- und Pflegemaschinerie, wenn die junge Frau Schwarzenberger mitten im Strudel von Routine, Gleichgültigkeit und Überforderung vom Leben Abschied nimmt.

Und schon räumt ein gieriger Todesengel die Nachtkastln aus, denn hinter der professionnellen Verwaltung von Krankheit und Tod lauert das schrecklichste und lächerlichste Chaos. In der Hierarchie von etablierten Ärzten, routiniertem Pflegepersonal und schutzlosen Patienten(-körpern) sind nur Anfänger hilflose Außenseiter. Die Turnusärztin und der Mann vom Putztrupp fallen immer wieder vom Karussell, das sich Tag und Nacht dreht. Übrigens: Das Publikum steht Schlange. (frak-)
Schauspielhaus Graz,
(0316) 80 08 Teil 1: 8. 1.,
Teil 2: 13., 16. und 20.,
Teil 3: 30., 1./2. 2..
20.00

Ein Stück Leben

Mit nichts als ein paar Kerzen, einem dandyhaften Spazierstock und einem roten Sofa gibt der Grazer Schauspieler Daniel Doujenis seiner szenischen Collage "Aber wenn die Nacht kommt . . ." aus Texten der Zeitgenossen Franz Kafka und Konstantin Kawafis den Rahmen zu neuem Leben. Aus diesen Texten - die griechischen Gedichte Kawafis' hat Doujenis selbst übersetzt - löst er Impressionen von Abschied und Vergeblichkeit, von Zeit und Erinnerung.

Kafkas enigmatische Parabeln verknüpft Doujenis mit der melancholischen Lebenspoesie des Griechen, die um Homoerotik und Ästhetik kreist. Eine ungewöhnliche und reizvolle Mischung, die Doujenis mit der ihm eigenen sprachlichen Empfindlichkeit zelebriert. (frak-)
Schauspielhaus Graz,
Ebene 3, 14. 1.
20.30

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08.01. 2002)