Bühne
Rabenhof "null2wei"
Houellebecq, Schwab und Phettberg: der "Aggression und Unterhaltung" verpflichtet
Wien - Der "Aggression und Unterhaltung" verpflichtet startet das Theater im Rabenhof in die Saison "null2wei", deren Programm Intendant Karl Welunschek und sein Team um den
kaufmännischen Direktor Gernot Lechner und den Chefdramaturgen Jochen
Herdieckerhoff nun präsentierten. "Die wahren
Unterhaltungsgenies dieses Landes"
Einen "sehr erweiterten Begriff von Theater" will das "Wiener
Stadttheater" transportieren, so Herdieckerhoff. Da Serienmörder "die wahren
Unterhaltungsgenies dieses Landes" gewesen seien, bringt man zur
Eröffnung das gleichnamige Stück von Thomas Gratzer um Franz Fuchs,
Udo Proksch, Jack Unterweger und andere. In der Regie von Helmut
Schödel spielen Hilde Sochor, Martin Puntigam, Heribert Sasse und
(voraussichtlich) Hanno Pöschl.
Einmal im Monat besucht ab März "Die
liebe Familie" den Rabenhof in Erinnerung an das gleichnamige
ORF-Stegreif-Spiel. Ab April gibt es dann "Der Himmel mein Lieb meine
sterbende Beute" von Werner Schwab. Wiederaufgenommen werden "Cafe
Tamagotchi", "Sissi - Beuteljahre einer Kaiserin", "Die
Präsidentinnen" sowie H. C. Artmanns "Erlaubent, Schaas, sehr heiß bitte" - sowie "eine bunte Mischung von Programmen zwischen Trash,
Kabarettistischem, Satire und Diskussion - Theater außerhalb unserer Schulweisheit", so die Programm-Gestalter.
Von Houellebecq bis Phettberg
Für seinen ersten Österreich-Auftritt gewann man den französischen
Starautor Michel Houellebecq, der am 10. 2. aus seinem neuen Roman
"Plattform" liest. Wieder im Rabenhof sind "The Tiger Lillies" mit
ihren "Circus Songs" (26. 1.). In der Opernball-Nacht (7. 2.) trifft
der "Ball des schlechten Geschmacks" die legendäre "Russendisko" des
Wahlberliners Wladimir Kaminer.
Zum Auftakt einer neuen Serie stiftet Hermes Phettberg an einem Mediationsabend für Wolf Martin und sein deutsches Gegenüber
Wiglaf Droste "Frieden" (erstmals: 27. 1.). Der
Kriminalpsychologe Thomas Müller, der unter anderem das Täterprofil
in der Briefbomben-Causa erstellte, bietet in seinem viel
versprechenden "Tätertheater" "ganz neue Einsichten" (Herdieckerhoff)
in die Beweggründe der Figuren. Bekannte Kabarettisten in ungewohnten
Programmen werden auch geboten: Zum Auftakt (20. 2.) liest Josef
Hader unter dem Titel "... desto nackerter steht man da." Interviews
von Thomas Bernhard.
Leichtere Muse
Oliver Baier interpretiert in "Das Leben ist ein Schlager" (ab 27.
2.) die "Perlen" deutscher (Schlager-)Dichtkunst. Und die wirklich
brennenden Fragen klären die Doppelabende "Sex oder Fußball?", bei
denen gleichzeitig eine Männerrunde um Armin Thurnher und Dirk
Stermann über Fußball und ein Damen-Quartett über "Frauen im Verkehr"
sprechen. "Je nach Erregungsgrad" (Herdieckerhoff) können die Zuseher
zwischen den Diskussionen wechseln.
"Wer mehr Theater produzieren soll, braucht mehr Geld", meinte Welunschek zum Budget. Mit "an die" 870.000 Euro
(rund 12 Millionen S) beliefen sich die Fixkosten. Der Rabenhof habe nun die finanzielle Basis für die
künstlerische Arbeit seitens der Stadt Wien - der Bund solle
allerdings noch "eingebunden" werden. (APA)