Der grüne Professor kann zufrieden sein. Alexander Van der Bellen hat sich mit seinen Personalvorstellungen durchgesetzt. Der Wechsel der stellvertretenden Klubobfrau Madeleine Petrovic nach Niederösterreich und der bisherigen Grünen-Chefin im Land unter der Enns, Brigid Weinzinger, in den Nationalrat war sein Wunsch. Die Rochade hat nicht nur persönliche Gründe, sondern ist ein Signal in Richtung der Regierungsbeteiligung.

Ein offenes Geheimnis ist, dass Van der Bellen mit Petrovic nicht besonders gut "gekonnt" hat. Die Animositäten datieren aus dem Jahr 1999, als Van der Bellen die Klubführung für sich reklamierte und eine Kampfabstimmung mit Petrovic nur mühsam verhindert wurde. Die langjährige Klubchefin verhüllte damals kaum ihre Enttäuschung und Verletzung.

Jetzt wirkt Petrovic etwas gelöster, wenngleich ihr Wechsel nach Niederösterreich als Abschiebeaktion interpretiert werden kann, da die Rochade den Hintergrund einer möglichen Regierungsbeteiligung hat. Van der Bellen baut an seinem Team, in das sich Brigid Weinzinger ideal einfügt. Als ehemalige Bundessprecherin von Global 2000 hat sie Kampagnenerfahrung, und sie gilt als kompetente Integrationsfigur bei den Grünen. In Niederösterreich, dem politisch versteinerten Bundesland, hat sie bei den letzten Landtagswahlen einen Achtungserfolg hingelegt, und schon damals wurde über ihre Beförderung in den Bund spekuliert. Ein Novum ist auch, dass die grüne Personalentscheidung von den Beteiligten selbst unter Aufsicht des Chefs bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben und nicht die Landesversammlung abgewartet wurde. Womit die Grünen auch stilistisch signalisieren, dass bei ihnen die basisdemokratisch bewegten Zeiten vorbei sind.

(DER STANDARD, Printausgabe, 15.1.2002)