Der Eden-Club in der Spiegelgasse / Ecke Plankengasse war immer so ein spezieller Fall für ein spezielles Publikum, das abseits der Öffentlichkeit ganz gerne mal zum speziellen Champagner griff. Verheiratet waren die meisten der Eden-Clubber, dass man Ehepaare dort gemeinsam antraf, kam indes eher selten vor. Irgendwie lastete dann aber ein bisschen der Anachronismus auf der schummrigen Bar, voriges Jahr wurde schließlich umgebaut, die Besitzer wechselten, und mit ihnen das Konzept: Der "Bar Room", wie sich das neue Lokal nun nannte, war nun fast transparent, ermöglichte den Blick von außen nach innen und umgekehrt, und darüber hinaus auch den Blick in die Welt, da auf Flachbildschirmen nämlich ein permanentes Programm diverser Online-Nachrichtendienste, Getränke-Promotions und Modeschauen flimmert. Sowohl an der Außenwand neben der Cocktailkarte, als auch über Kopf im Inneren der kleinen Bar, ja und auch am gestylten Klo, das sich hinter einer gut getarnten Schwenktüre verbirgt, muss man auf Infotainment nicht mehr verzichten.Bei Anmutung und Design des "Bar Room" entfernte man sich erfreulicherweise komplett von gängigen Bar-Klischees, weder ist es so schummrig, dass man die Olive im Martini nicht sehen kann, noch beschränkt sich die musikalische Berieselung auf Frankieboy und Dino. Im Gegenteil, die hellen Leder-Fauteuils und die sanfte Beleuchtung schaffen eine Atmosphäre fernab jeder Verruchtheit. Und ebenfalls ein interessanter Punkt: Es gibt in der kleinen Bar nicht nur Erdnüsse zu essen (die auch, und die Näpfchen werden auch regelmäßig aufgefüllt), sondern man lässt sich von drei Restaurants der gehobenen Kategorie mit Happen becatern: Reinhard Gerers Korso etwa sorgt für einen "Sandwich vom Wildlachs mit bretonischem Hummer", Christian Domschitz aus dem Ambassador beschickt den "Bar Room" mit seinem legendären Litschauer Leberkäs mit Zwiebelsenf, aus dem Schwarzen Kameel stammen Beinschinken mit Kren und ein Rindfleischsülzchen. Die Snacks sind freilich in nur recht geringer Auflage vorrätig, was die Wahrscheinlichkeit, abends noch aus dem vollen Programm schöpfen zu können, eher gering hält. Gerers Lachs-Sandwich war jedenfalls noch da und verblüffte insofern, als dass es sich dabei um eine hauchzarte Hülle vom feinsten, geräucherten Salmoniden handelte, die mit kleinen Stückchen vom kalten Hummer gefüllt waren. Sehr fein, wenngleich nicht gerade eine Mezzie (EURO 12). Noch etwas krasser erschien das Preis-Leistungs-Verhältnis beim ohne Zweifel wunderbaren Leberkäse, der mit sieben Euros aber zu den teuersten seiner Art in der Welt zählen dürfte. Um den gleichen Preis wird der Kameelsche Beinschinken und das Rindfleischsülzchen dargeboten, aber dafür gibt's um 18 Uhr die Chicken-Wings aus dem Club Gutruf gratis, solange der Vorrat reicht. Also nicht lange. Das Angebot offener Weine ist zufriedenstellend, die Champagner-Auswahl nach wie vor hervorragend, und die Barkeeper verstehen ihren Job. Der leider ab und zu auch beinhaltet, einen Fotografen vor einem rabiaten Russen zu beschützen. derStandard/rondo/18/1/02