Wien - Leute auf die Bühne! So dürfte das momentane Motto lauten, das zurzeit das Programm des Tanzquartiers bestimmt. Bis Samstag sind in der Halle G (20.30) Simon Frearson und Benoit Lachambre mit ihren strukturierten Improvisationen zu begutachten. Ausgehend von James Deans Lebensphilosophie "Dream as if you'll live forever, live as if you'll die today" konzipierte Simon Frearson live forever . Wie schon in seinen letzten Tanz-Installationen hat der englische Choreograf und Fashion Stylist (u. a. für das S TANDARD -RONDO), Laien engagiert. An die vierzig Menschen kommen zum Einsatz. Darunter finden sich passionierte Hobbytänzer, Spezialisten im Gesellschaftstanz und auch solche, denen die rhythmisch akzentuierte Kommunikation herzlich egal ist. Großaufnahmen der Gesichter finden sich im Video von Max Biskup. Eingeblendet werden essenzielle Schlagertexte. Immer geht es um die schmerzerfüllte Liebe. Die Menschen auf der Bühne wollen zueinander kommen. Es funktioniert, funktioniert auch nicht. So eben ist das Leben. Was Frearson zeigt, ist ein 30-minütiger Ausschnitt aus dem Alltag, perfekt gestylt, ehrlich, sympathisch, einfach berührend. Den zweiten Beitrag liefert Benoit Lachambre mit N Trance X Sit . In Zusammenarbeit mit Ensemblemitgliedern des Tanztheater Wien und Performern der Wiener Szene hat der Gastchoreograf aus Montreal in wenigen Tagen ein Elaborat geschaffen, in dem sechzehn Personen um die Bühne herumsitzen. Man zeigt einander, was man kann. Freilich sind da erfahrene Tänzer auf der Bühne, freilich hat da jeder seine individuelle Ausdruckskraft. Zu sehen bekam man an sich interessante, aber überwiegend bekannte Bewegungssequenzen, die - anders zusammengebaut und präsentiert - an Aufführungen von Liz Kings Volksopern-Truppe erinnern. Mehr Vorbereitungszeit wäre da schon angebracht gewesen. Am letzten Aufführungstag kann bei einer Improvisation naturgemäß schon wieder alles anders sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7. 4. 2002)