Geht es nach William Shakespeares "Was ihr wollt", ist die Liebe nicht nur das älteste Thema der Welt, sondern überhaupt das einzige. Weil das lächerlich ist, ist das Stück eine Komödie. Was für eine, lotet Michaela Scheday im Wiener Ensembletheater anregend aus. Eine witzige, respektlose Textbearbeitung führt, frei nach einer Idee von Virginia Woolf, nicht etwa neue Figuren ein, sondern gleich einen neuen Autor. Besser gesagt, eine neue Autorin: William hat das Stück geschrieben, das stimmt schon, aber wer hat es ihm diktiert? Es war seine Schwester Judith. Kathy Tanner ist als solche auf der labyrinthisch gemusterten Spielfläche die Organisatorin der verwickelten Beziehungen. Und teilt sich am Ende selbst einen Partner zu: den Narren, den Barbara Horvath in einer Mischung aus Intelligenz und Melancholie verkörpert. Ein wenig Klamauk darf auch sein, das besorgen Georges Kern, Stefan Bochdansky und Jörg Stelling als adelige Schwachköpfe bzw. als eitler Diener Malvolio. Alexandra-Maria Timmels Lady Olivia sorgt ohnehin spielend jederzeit für die nötige Existenzialität, und Paola und Pilar Aguilera sind als Geschwisterpaar Viola und Sebastian schlicht berührend. Eine leichte, hübsche und sehr gekonnte Produktion, deren humorvolle Kostüme (Gabriele Stiastny) zeigen, dass es nie anders war, während ebenso humorvoll ausgewählte Liebeshits das Publikum in einen juvenilen Sommerurlaub versetzen, in dem aus gegebenem Anlass Radio Arabella läuft. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 4./1. 5. 2002)