Wien - Die Grundsatzentscheidung der Stadt Wien ist endlich gefallen: Ab 2007 wird es im Theater an der Wien keine Musicals mehr geben - es wird nur für Oper und Operette zur Verfügung stehen. Bezüglich der Bespielung ab 2007 wird eine neue Opern-und Festspielgesellschaft gegründet. Das Theater an der Wien bleibt im Besitz der Vereinigten Bühnen Wien, diese müssen aber mit Raimundtheater und Ronacher als Spielstätten vorlieb nehmen. Die Programminhalte des Theaters an der Wien und auch organisatorische und finanzielle Details sind noch unklar. Man hat den Musikdirektor der Wiener Festwochen, Hans Landesmann, beauftragt, diese an sich positive kulturpolitische Weichenstellung inhaltlich vorzubereiten. Das Gesamtkonzept soll bis 2004 stehen. Diese Entscheidung für die Oper wirft indes auch für die Zukunft der Vereinigten Bühnen Wien nach 2007 Fragen auf. Schließlich liegt etwa das Ronacher zurzeit in einer Art Tiefschlaf und bedürfte, um als vollwertige Musicalbühne zum Einsatz zu kommen, einer Adaptierung. Diese soll vorgenommen werden. Für sie sollen die Vereinigten Bühnen finanziell aufkommen. Hier bestünde schon jetzt Handlungsbedarf; es ist nicht einzusehen, warum das Ronacher noch für Jahre als schlecht oder überhaupt nicht genutzter Raum dahindösen soll. Konkrete künstlerische und organisatorische Pläne soll in diesem Zusammenhang eigenartigerweise Kathrin Zechner, ehemalige Programmintendantin des ORF (und im Bereich des Musicals bisher nicht auffällig), ausarbeiten. Ihr schwebt, wie sie News mitteilt, "ein Haus für alle Formen des Musik- und Sprechtheaters vor" - was man auch als weitere Abkehr vom Musical deuten kann. Nachfolgerin von Rudi Klausnitzer, also Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien, wird sie vorerst nicht. Der Posten bleibt bis 2004 unbesetzt, da Klausnitzer als Konsulent jene von ihm bis ins Jahr 2006 fixierten Musicalproduktionen betreuen wird - neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender der News -Gruppe-Geschäftsführung. Eine ziemlich schiefe Optik. Ob die begrüßenswerte Opernweichenstellung als gute Entscheidung gelten wird können, hängt wohl aber davon ab, ob die Qualität des Dargeboteten auch stimmen wird. Die Integration der Symphoniker (mit drei Produktionen) und des renommierten Klangforums Wien als Opernorchester ist eine logische Lösung, zumal die Wiener Philharmoniker in der Staatsoper ausgelastet sind. Der Verzicht auf eine Zusammenarbeit mit der Staatsoper wäre allerdings untragbar. Klar ist auch, dass die Opernbespielung zu einem finanziellen Mehraufwand führend wird, dessen Ausmaße und Herkunft nicht klar festgelegt sind. Eine Mehrbelastung des Kulturbudgets wäre illusorisch bis gefährlich (die Infora-Studie nennt Kosten von zehn bis 14 Mio. Euro). Illusorisch, da dessen üppige Aufstockung wohl nicht angedacht ist. Gefährlich, weil die Mehrbelastung zum Engpass in unverzichtbaren Bereichen führen würde. Eine billige Lösung, die zu einem nur soliden Musiktheater-Gemischtwarenladen führen würde, darf jedoch nicht herauskommen. Man hat sich gut entschieden, also soll man auch gut zahlen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 5. 2002)