Elefantenparade mit Kompatibilitäts- Fehlern: Ein rüsselloses Wesen (Sam Madwar als "Dschungelbuch"- Mogli) versucht sein Gemeinschaftsglück

Foto: Rita Newman
Im Urwald herrscht Disco. Das hat Erhard Pauer vernommen, als er sein konsumtechnisch gut geschultes Theaterohr an die stillen Ränder des Waldes in Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" hielt. Die Geschichten um den Wolfsjungen Mogli und seinen tierischen Freunden hat er alsdann zu einem farbenprächtigen Musical für das Renaissancetheater verkittet. Ein Großaufgebot an Schauspielern in einem Meer schillernder Tierkostüme (Mimi Zuzanek) sorgt dafür, dass es im Dickicht niemals fad wird. Dazu setzt man die wirkungsvollsten Beleuchtungskörper ein, lässt von Gerhard Gruber stimmungsvolle Musik komponieren und von Lida Winiewicz lehrreich texten. So evoziert eine mehr als zweistündige tosende Show bei Sechsjährigen in etwa jene Erregungen, auf die man gemeinhin beim Verteilen von Überraschungseiern setzt. Das Ganze besteht überwiegend aus Liedern, die - gemäß der Fabel - immer wieder den lehrhaften Bezug zur menschlichen Welt herstellen. Man kann von einem gesungenen Bildungsroman sprechen, in dem Mogli, das "waise" Menschenkind (anrührend gespielt von Sam Madwar) im Urwald und im Beisein seiner Freunde Balu, dem Bären (tolle Bewegungsmotorik von Oliver Huether), und Baghira, dem Panter (Robert Vollmer), seinen Weg finden wird - vor allem aber vorm gefräßigen Tiger Shir Khan beschützt werden soll. - Ein lustiger "Tanz der Vampire", hauptsächlich ausgeführt durch "Cats". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 5. 2002)