Was war los im Kopf von Georges Feydeau? Allem voran viel Ehekram. Aus diesem konstruierte der höchst erfolgreiche französische Belle-Epoque-Dichter Dutzende Komödien, die immer noch wundsalbend Spielpläne schmieren: Die Moral straft dort ihre Kundschaft Lügen, auf dass aber am Ende die alte Ordnung jeweils neu erstehe. Fazit: kein Ehebruch, nirgends.

Wie unauslöschlich ist dagegen das reale Leben. Feydeau muss sich von seiner Frau aus dem Eherecht vorlesen lassen. So bitter hat es Robert Quitta verfügt. In seiner glanzvollen Farce "Feydeau im Irrenhaus" fehlt nur noch Nasivin. Das müde Paar (Bernhard Majcen und Michaela Kaspar) sitzt in Korbstühlen unter Palmen. Er trinkt Wasser, sie leistet Trauerarbeit mittels Puder und Pediküre. Das ist die Ehehölle, das ist das Hoteldomizil und die Irrenanstalt: Feydeaus biografische Stationen übereinander geblendet.

Quitta kippt so Feydeaus Kopfrasen ins Außen, vermischt mit Szenen aus dessen Stücken: Ein Macho-Mexikaner mit zwei Meter breitem Sombrero (nein: 80 cm) und hundert gegürteten Pistolen (nein: sieben) rennt seiner Geliebten hinterher, die wiederum ihr Röcklein nur für Feydeau jauchzend lüpft. Ein Straßenkehrer aus der Rue Royal (Markus Kupferblum) besteht auf Bewirtung, ein Maurer kittet, aber bloß Wände. Schließlich der "Gemüse-Romeo", Möchtegern-Geliebter von Frau Feydeau, der seine Präsente (Spargel!) im artistischen Sturzflug abwirft. Eine Parade Unglückseliger, die nicht kriegen, was sie haben möchten. Deshalb tat Feydeaus Kopf immer weh. Oje, aber danke. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.06. 2002)