Frankfurt/Main - Die Pläne der Stadt Frankfurt zur Schließung der traditionsreichen Sprechtheaterbühne TAT (Theater am Turm) sind bei Kulturschaffenden auf massive Kritik gestoßen. TAT-Intendant und Ballettchef William Forsythe sprach von einer "Katastrophe für Frankfurt". Der Deutsche Bühnenverein in Köln nannte den Vorschlag der städtischen Reformkommission, das TAT Ende August 2004 zu schließen, "provinziell". Der Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff dagegen verteidigte den Beschluss. Auch ohne das TAT werde es in Frankfurt künftig experimentelles Theater geben.Nur mehr Spielstätte Die Reformkommission hatte sich am Dienstag dafür ausgesprochen, das Theater als Experimentierbühne mit eigenem Ensemble zum Ende der Spielzeit 2003/2004 zu schließen. Dann laufen auch die Verträge der künstlerischen Leiter Robert Schuster und Tom Kühnel sowie des Intendanten Forsythe aus. Als Spielstätte für andere Künstler soll das Bockenheimer Depot, die Heimat des TAT, jedoch erhalten bleiben. Bei dem Beschluss handele es sich um eine "Empfehlung an den Magistrat", sagte der Sprecher von Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU). Wann der Magistrat entscheidet, steht noch nicht fest. In der Reformkommission sitzen die Parteien des Viererbündnisses in Frankfurt: CDU, SPD, Grüne und FDP. Von einer Schließung wären außer Forsythe, Kühnel und Schuster drei feste Ensemblemitglieder und eine Reihe von Gastschauspielern betroffen. Fünfjährige "Versuchsanordnung" TAT-Regisseur Schuster bezeichnete den Beschluss als "extrem engstirnig". Er nannte ein Einsparvolumen von zwei Millionen Euro jährlich. "Und dafür ein Theater, was überregional einen solchen Stellenwert und eine solche Tradition hat, zuzumachen - da kann man nur von extremer Ideenlosigkeit sprechen." Kulturdezernent Nordhoff bezifferte das Einsparpotenzial dagegen auf drei Millionen Euro. Das TAT-Ensemble sei eine "auf fünf Jahre angelegte Versuchsanordnung" gewesen, die teilweise Erfolg gehabt habe, teilweise aber auch "dem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden" sei. Forsythe betonte, dass er die Entscheidung gegen das TAT sehr bedauere. Das Theater sei eine wichtige Einrichtung, daher werde er sich während seiner restlichen Intendanz um ein gutes Programm bemühen. Schauspiel-Intendantin Elisabeth Schweeger beklagte eine fehlende politische Kultur in Frankfurt. Über die noch laufenden Verhandlungen hätte das vereinbarte Stillschweigen eingehalten werden müssen. Schweeger hält jedoch das letzte Wort über das TAT für noch nicht gesprochen. (APA/dpa)