Vor zwei Jahren herrschte große Aufregung in der heimischen Gourmet-Szene: Das Steirereck - Ikone österreichischer Feinschmeckerei - sollte umgebaut werden. Zwei Stockwerke am Dach, hieß es, drei Terrassen. Die Reitbauers selbst sagten dazu immer eher wenig, irgendwann einmal bemerkte Heinz Reitbauer aber, dass die veranschlagten 90 Millionen Schilling einfach zu viel wären. Seit einem halben Jahr sind neue Gerüchte im Umlauf, die von einer Übersiedelung in die Meierei im Stadtpark sprechen. Nach einer raschen Einigung zwischen der Stadt Wien und der Familie Reitbauer schaltete die Opposition die Kontrollaufsicht ein.

DER STANDARD: Herr Reitbauer, warum kam der Dachausbau eigentlich nicht zustande?

Heinz Reitbauer: Das Haus liegt am Donaukanal, und alle Häuser hier stehen auf Lösssand. Vor zwei Jahren wollten wir eine neue Küche, schließlich arbeiten da ja 17 Leute drin, und da hätten wir dann die Mauern verstärken müssen und sonst noch was. So kamen wir auf die Idee des Dachausbaus, und dann haben wir eineinhalb Jahre geplant, und dann waren wir bei einer irrsinnigen Summe. Aber ich muss von Glück sagen, dass es so lange gedauert hat, weil sonst wären wir ja heute schon fertig.

Wie sind sie dann ausgerechnet auf die Meierei gekommen?

Heinz Reitbauer Junior: Die Meierei war damals schon ein Thema, es sind uns aber mehrere Objekte angetragen worden, das Palais Coburg zum Beispiel, oder das oberste Stockwerk im Uniqa-Hoch- haus . . .

Heinz Reitbauer: Ich bin in meiner Verzweiflung durch die Stadt spaziert und hab' mir gedacht, wenn das so viel Geld kostet, können wir's wo anders auch machen und ein Palais aushöhlen. Aber die Meierei hat gewartet auf uns. Eine perfekte Einzellage, und dann kommen einem hier dann natürlich die Träume von Paris, Champs Elysees, Les Doyennes und so.

Und was wird aus dem alten Steirereck?

Heinz Reitbauer Junior: Es gibt ein paar Ideen, aber die generelle Zielsetzung ist, nicht drei Unternehmen zu führen.

Das würde bedeuten, dass aus der Meierei nicht eine urbane Variante des Pogusch wird, sondern das richtige Steirereck.

Heinz Reitbauer Junior: Ja, es wird das dort geben, aber nicht nur das.

Warum landete die Sache eigentlich beim Kontrollausschuss?

Heinz Reitbauer: Angeblich wurden wir gegenüber den 23 bis 27 anderen Bewerbern bevorzugt. Der Bürgermeister wollte halt mit uns ein Top-Objekt machen. Aber wir sind guten Mutes, weil wir in der Zwischenzeit hören, dass im Kontrollausschuss nicht nach Parteibuch entschieden wird. Und die Auflage von der Stadt ist es ja, hochwertige Gastronomie zu machen.

Welche Schritte sind die nächsten?

Heinz Reitbauer Junior: Planung und Bau, Beginn im Herbst, Oktober wahrscheinlich, mit allen Auflagen, die ein denkmalgeschütztes Objekt halt mit sich bringt. Die Fertigstellung ist im Frühling 2003 geplant, aber wir haben keinen Zeitdruck.

Und was wird in einem neuen Steirereck gekocht werden?

Heinz Reitbauer Junior: Eine Wiener Gastronomie, von ganz jung und modern bis zur Spitze. Man wird eine gewisse räumliche Trennung zwischen den Konzepten machen, aber nicht nur eine räumliche.

Einen Garten wird es geben?

Heinz Reitbauer: Ja! Wir rechnen damit, dass der Gartenbetrieb bis zu 40 Prozent ausmachen wird, der Garten war überhaupt das Hauptthema in der Meierei!

Jetzt wurde veröffentlicht, dass Sie bis zu fünf Millionen Euro zu investieren gedenken. Kann man in der Gastronomie wirklich so viel verdienen?

Heinz Reitbauer: Sicher nicht, aber auch nicht die Leute, die so etwas so schnell machen wollen. Und wenn du gewisse Schulden hast, stehst du in der Früh schneller auf und bist schneller frisch. Außerdem haben wir eine Option auf hundert Jahre, da ist schon Zeit. (derStandard/rondo/28/06/02)