Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich viel Zeit gelassen, bevor sie gegen die steigende Inflation mobilgemacht hat. Im Juli 2022 haben die Notenbanker die lange Phase der Nullzinsen beendet und den Leitzins wieder angehoben. Damals lag die Inflation im Euroraum bereits bei 8,9 Prozent – also weit weg vom EZB-Ziel von zwei Prozent.

Acht Mal hat die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht.
APA/dpa/Boris Roessler

Acht Mal hat die EZB die Zinsen auf nun vier Prozent erhöht. Die Teuerung ist mit 6,1 Prozent im Mai noch immer deutlich höher als gewünscht. Während die Inflation also nur langsam sinkt, belasten höhere Ausgaben die Haushalte.

Für eine Gruppe geht es aber Schlag auf Schlag. Inhaber von variabel verzinsten Krediten kämpfen seit rund einem Jahr mit kontinuierlich steigenden Finanzierungskosten. Jeder Zinsschritt erhöht die Kreditkosten, die zusätzlich zum ohnehin teurer gewordenen Leben zu stemmen sind. Das bringt mittlerweile viele Haushalte in finanzielle Bedrängnis.

In Österreich ist fast die Hälfte der vergebenen Immobilienkredite variabel verzinst; im Euroraum ist es nur ein Fünftel. Die Mehrheit dieser Kreditnehmer befürchtet, bei weiter steigenden Zinsen die Raten nicht mehr bedienen zu können. Die Banken sind dank gut gefüllter Kapitalpolster gegen Kreditausfälle gewappnet. Es sind die Menschen, die den bitteren Preis für eine Zinswende zahlen, die zu spät erfolgt ist – und damit härter ausfällt, als es hätte sein müssen. (Bettina Pfluger, 16.6.2023)