Ein Handschlag zwischen Bürgermeister Michael Ludwig und Gery Keszler aus früheren Tagen. Das beobachtete auch Ex-Bürgermeister Michael Häupl.

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Wien – Wird der Life Ball am 8. Juni im Wiener Rathaus doch nicht der letzte sein? Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte am Dienstag in der Fragestunde des Gemeinderats überraschend an, dass er sich "sehr" um eine Weiterführung bemühen wolle. In welcher Form und ob mit oder ohne den bisherigen Organisator Gery Keszler, sei aber noch offen.

In den nächsten Tagen werde es Gespräche geben, so Ludwig. So sei etwa die Frage, inwieweit Keszler an der Zusammenarbeit mit der Stadt und anderen Veranstaltern interessiert beziehungsweise bereit sei, "sein Kind in andere Hände zu legen". Bisher war der Verein Life+ für das Spektakel verantwortlich. Eine Reaktion von Keszler gab es vorerst nicht. Beim Verein Life+ hieß es am Dienstagnachmittag in einer knappen Mitteilung an die APA: "Mit uns hat bisher niemand seitens der Stadt Kontakt aufgenommen, wir konzentrieren uns auf den Life Ball am 8. Juni."

Neue Sponsoren gesucht

Wie DER STANDARD berichtete, hatte Keszler vor wenigen Wochen das offizielle Ende des Life Ball verkündet. Begründung: Wichtige Sponsoren seien abgesprungen, ohne Subventionen sei die weltweit bekannte Charity-Veranstaltung für Aids-Hilfsprojekte nicht mehr finanzierbar.

Laut Ludwig hat die Stadt den Ball bisher im Rahmen einer Förderung für die Umsetzung und Infrastruktur unterstützt. Sie betrage heuer 900.000 Euro, für das kommende Jahr sei die gleiche Summe vorgesehen gewesen. Wenn der Life Ball erhalten bleibe, werde ihn die Stadt selbst nicht austragen, hieß es im Büro des Bürgermeisters. Es werden also offenbar noch dringend neue Sponsoren gesucht. Organisatorisch könnte etwa das Stadt-Wien-Marketing einspringen. Die 100-Prozent-Tochter der Stadt setzt seit 1999 Großveranstaltungen wie den Eistraum, den Silvesterpfad und das Filmfestival auf dem Rathausplatz um.

Ludwig begründet die angestrebte Erhaltung der seit 1993 bestehenden Kultveranstaltung vor allem mit der damit verbundenen Förderung von Aids-Hilfsprojekten. Die Aids-Hilfe Wien etwa bezifferte zuletzt die finanziellen Einbußen durch das Aus des Life Ball mit rund 200.000 Euro.

Der Life Ball ist die größte Benefizveranstaltung Europas zugunsten HIV-infizierter und an Aids erkrankter Menschen. In der bisherigen Gesamtbilanz stehen knapp 30 Millionen Euro an Spendengeldern. (Michael Simoner, 28.5.2019)