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Jungholz - Die Sensation im Ort blieb selbst der Austria Presse Agentur verborgen: Das deutsche Fachmagazin Fuchsreport kürte 2001 die kleine, aber potente Raiffeisenbank Jungholz zur besten Vermögensverwalterin unter allen Banken zwischen Frankfurt und Zürich. Seit 20 Jahren hat die Tochter der Raiffeisenbank Reutte die alte Zollunion des Dorfes mit Deutschland und das heimische Bankgeheimnis konsequent für diskrete Geschäfte deutscher Vermögender genutzt. Und wurde so zur Kaderschmiede von Anlageberatern. Jungholz, ein acht Quadratkilometer kleines Dreieck, mit 324 Einwohnern, 51 Prozent deutschen Staatsbürgern und drei Banken, hängt nur an einem Eck - dem Gipfel des Sorgschrofen - an Tirol. Ein Enklavendasein, das nach Ansicht des Bürgermeisters mit ein Grund ist für das "stolze" Wahlergebnis: "Wir sind wohl a bisserl stolz, Tiroler zu sein", sagt Bernhard Eggel. Heißt übersetzt: Wir wählen ÖVP. 79 Stimmen machten Jungholz 1999 zur stärksten VP-Gemeinde Österreichs, mit 87,8 Prozent. Je fünf wählten SPÖ und FPÖ, eine(r) LiF, kein Einziger wählte grün. Aber der Stolz, das weiß Eggel, gilt auch ihm, dem Vollblutbürgermeister und Bezirksobmann, der 1999, kurz vor der Nationalratswahl, in den Landtag einzog und diesen Erfolg auf die Bundeswahlen übertrug. Auch dank seines Tipps. Denn: "Hier liest man die Allgäuer Zeitung, unsere Kinder gehen in deutsche Schulen und deutsche Discotheken. Deshalb fragen mich viele, was sie wählen sollen." Bayern liegt eben näher. Eggel bevorzugt Schwarz-Blau, in Wien, so wie der ehemalige Bauernbundobmann Anton Sprenger, "wenn der Haider beiseite bleibt". Aber der Bürgermeister zweifelt, ob es diesmal reichen wird. "Ich teile den Optimismus mancher VP-Funktionäre nicht. Wir haben ja den Leuten für das Nulldefizit Geld aus dem Sack geholt." In der Wahlzelle sei schließlich jedem "die rechte Arschbacke am nächsten. Und da sitzt gewöhnlich die Brieftasche." (Benedikt Sauer/DER STANDARD, Printausgabe, 19/20.10.2002)