Die Bauernbündler können zufrieden sein. Der neue Chef der Volkspartei, Josef Pröll, ist einer der Ihren, ebenso wie sein Vorgänger Wilhelm Molterer. Tatsächlich sind Personalfragen in der ÖVP besonders heikel - nicht nur Länder-, sondern auch Bünde-Interessen wollen befriedigt werden.

Der Bauernbund, der Wirtschaftsbund und der Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB) sind die schwarzen Teilorganisationen mit dem meisten Gewicht. Immer stärker (rund 300.000 Mitglieder) wird über die Jahre auch der Seniorenbund, die Vertretung der ÖVPler über 60. Dessen Chef ist der frühere Nationalratspräsident Andreas Khol.

Auf gleich viele Mitglieder kommt nur mehr der Bauerbund: Präsident ist Fritz Grillitsch. Seit 2003 steht der Beamtengewerkschaftsboss Fritz Neugebauer dem 200.000 Mitglieder zählenden ÖAAB vor. Weitaus kleiner sind die anderen drei schwar- zen Teilorganisationen: Christoph Leitl hat 100.000 Wirtschaftsbündler hinter sich.

Die Jugendorganisation Junge ÖVP (Chefin ist Silvia Fuhrmann) kommt gemeinsam mit den ÖVP-Frauen (Vorsitz: Maria Rauch-Kallat) ebenfalls auf knapp 100.000 Mitglieder. Bereinigt um Doppelmitgliedschaften, hat die ÖVP in Summe 700.000 Parteimitglieder.

In der letzten Regierung gab es vier ÖAAB-ler (Andrea Kdolsky, Christine Marek, Johannes Hahn, Reinhold Lopatka), drei Wirtschaftsbündler (Johannes Hahn, Maria Fekter, Martin Bartenstein) und zwei Bauernbündler (Pröll und Molterer). Ursula Plassnik gehört keinem Bund an.

In den kommenden Wochen sind noch zwei weitere Funktionen zu vergeben: Generalsekretär Hannes Missethon (ÖAAB) wird voraussichtlich aus der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse ausziehen müssen. Fraglich ist auch, ob Michael Spindelegger (ÖAAB) Zweiter Nationalratspräsident bleibt. (hei, pm/DER STANDARD-Printausgabe, 1. Oktober 2008)