Innsbruck - Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) gibt sich im Vorfeld des Festkommerses in Innsbruck kommendes Wochenende "eigentlich sehr zufrieden" : Immerhin hätten sich Politiker von Landeshauptmann Günther Platter abwärts vom Kommers nationaler Burschenschafter distanziert. (derStandard.at berichtete).

Das war nicht immer so. Im Jahr 2000, beim letzten Festkommers in Innsbruck war der jetzige Landtagspräsident und ehemalige Landeshauptmann Herwig van Staa nicht nur beim Festakt dabei: In seiner Funktion als Bürgermeister von Innsbruck hatte Van Staa auch eine Rede gehalten. Vor seinem Auftritt hatte er den Kommers als "demokratische Veranstaltung" gerechtfertigt.

Kommerse werden nach einem Rotationsprinzip veranstaltet, sagt der Rechtsextremismus-Forscher Reinhold Gärtner. Zufall oder nicht, findet der rechte Festakt in Innsbruck im "Tiroler Gedenkjahr 2009" unter dem Titel "Geschichte trifft Zukunft" statt. Das Motto des Kommerses "200 Jahre Freiheitskampf in Tirol" . Tirols Kulturlandesrätin Beate Palfrader ist allerdings nicht begeistert von dieser "Vereinnahmung des Tiroler Gedenkjahres 2009" .

Beim rituellen Singen und Feiern bei Sonnwend‘, Kommers und Frühschoppen dabei ist der dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ). Er bezeichnet es als "Ehre" , zum Gedenken an den Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer vor mehr als 1000 Akademikern reden zu dürfen. Graf ist selbst "alter Herr" bei der vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia. Bedenklich an der Burschenschaft Olympia sei - so Schiedel - vor allem, dass - ähnlich wie in den dreißiger Jahren - dort mittlerweile Neonazis eingesickert seien. Die Olympia sei daher nicht mehr eindeutig "legal" .

Gegen die nationalen Burschenschaften demonstrieren am Samstag die "Plattform gegen Rechtsextremismus" und die "Autonomen Antifa" . In einschlägigen Internetforen werden Rechte und Linke aufgerufen, nach Innsbruck zu kommen. Daher rüstet die Polizei auf. Polizeidirektor Thomas Angermair hat "demonstrationserfahrene" Einheiten aus ganz Österreich angefordert. Angermair rechnet aber wie 1994 und 2000 mit einem ruhigen Kommers und einer ruhigen Gegendemo. (Verena Langegger/DER STANDARD-Printausgabe, 17. Juni 2009)