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Ab 2001 arbeitete Karl als Assistenzprofessorin und seit 2003 als außerordentliche Professorin für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht an der Uni Graz.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien - "Menschen schätzen", das ist der Zugang der neuen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl zur Politik - zumindest laut ihrer Homepage. Die mit einer solchen Einstellung wohl verbundene Beißhemmung zeigte die 42-Jährige auch als VP-Wissenschaftssprecherin, wobei dies bei einem Fachminister der selben politischen Farbe allerdings kein Job zum Profilieren war. Für die Nachfolge von Johannes Hahn erfüllte die ÖAAB-Generalsekretärin geradezu ideal die Voraussetzungen: Sie stammt aus der Steiermark, wo heuer Landtagswahlen stattfinden, kommt als außerordentliche Professorin für Arbeits-, Sozial- und Europarecht aus einer Universität - und hat ihr Interesse an dem Job mehrfach dementiert.

Liberale Haltung

Karl wird eine liberale Haltung nachgesagt, etwa mit ihrer Befürwortung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen oder ihrem Vorstoß zur rechtlichen Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten. Im Uni-Bereich war sie bisher allerdings streng auf VP-Linie. So sprach sie sich für die Wiedereinführung von "moderaten Studienbeiträgen" aus, verbunden mit der Anhebung der Studienförderung. Den offenen Hochschulzugang wollte sie allerdings nicht in Frage stellen. Ein hochrangiger ehemaliger Hochschülerschaftsvertreter erinnert sich gegenüber der APA an "sehr angenehme" Gesprächstermine mit Karl. Ihm sei aufgefallen, dass sie "sich sehr wohl angehört hat, was wir zu sagen haben - wo aber klar war, dass es eine eindeutige ÖVP-Linie gibt, war wenig durchkommen. Da denkt sie sehr in ihren ideologischen Schranken."

Karl wurde am 10. Dezember 1967 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Hauptschule in Bad Gleichenberg und des Oberstufenrealgymnasiums in Feldbach studierte sie an der Uni Graz Rechtswissenschaften, 1991 schloss sie das Diplomstudium ab, 1995 das Doktoratsstudium mit ausgezeichnetem Erfolg. Von 1991 bis 2001 arbeitete Karl als Uni-Assistentin am Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht der Uni Graz. Ein APART-Stipendium am Max Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München unterstützte sie bei der Vorbereitung ihrer Habilitation (2003) über die Auswirkungen des europäischen Wettbewerbsrechts auf Sachleistungssysteme wie die sozialversicherungsrechtliche Krankenbehandlung in Österreich. Ab 2001 arbeitete sie als Assistenzprofessorin und seit 2003 als außerordentliche Professorin für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht an der Uni Graz.

Steile Karriere

Politisch hat Karl eine steile Karriere hinter sich: Als Quereinsteigerin aus einer in der ÖVP verankerten Familie kandidierte die Wunschkandidatin der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic bei der steirischen Landtagswahl 2005. Obwohl sie den Einzug in den Landtag nicht schaffte, war das ihr Einstieg in die große Politik. Seit Oktober 2006 sitzt Karl für die ÖVP im Nationalrat, schon ein paar Monate später holte sie der damalige Umweltminister und nunmehrige Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll für die Impulsgruppe "Arbeit" in die ÖVP-interne Perspektivengruppe, die sich nach der Wahlniederlage im Herbst 2006 mit der Erneuerung der Partei beschäftigen sollte. Bei der Regierungsbildung 2008 galt Karl bereits als ministrabel, eine VP-interne Spitzenfunktion bekleidet sie seit Sommer 2009: Damals avancierte Karl zur Generalsekretärin des ÖAAB.

Dieser hat in den vergangenen Monaten auf Themen wie "Zeitwertkonten", Mitarbeiterbeteiligung in Unternehmen oder atypische Beschäftigung gesetzt. Gleich zu ihrem Antritt ließ Karl mit ihrer der Parteilinie widersprechenden Forderung, die Mindestsicherung wie geplant 14 Mal statt zwölf Mal jährlich auszuzahlen, aufhorchen; auch der Vorstoß von Parteichef Pröll, die Hacklerregelung so rasch wie möglich auslaufen zu lassen, stieß beim ÖVP-Arbeitnehmerflügel auf spröde Reaktionen. In der Debatte um die Ganztagsschule sprach sich die Generalsekretärin bisher für ein möglichst weitgehendes Modell mit Unterrichtsblöcken über den Tag verteilt aus. Beim heiklen Thema Neue Mittelschule stand Karl den Plänen von Claudia Schmied 2008 grundsätzlich positiv gegenüber, ÖAAB-Obmann und Außenminister Michael Spindelegger hatte einer generellen Ausweitung der Zehn-Prozent-Grenze zuletzt aber eine Absage erteilt, wiewohl er sich Einzelfall-Lösungen vorstellen konnte.

Wissenschaftliche Betätigung

Als Hobbys gibt Karl Wandern und Lesen an. Daneben findet sie aber auch noch Zeit für wissenschaftliche Betätigung: Im Herbst präsentierte sie einen Kommentar zu einem ihr wohlvertrauten Gebiet - dem Universitätsgesetz (UG), dessen Änderung sie wenige Monate davor mitbeschlossen hat. (APA)