Beim Anschreiben von einer ungekündigten Position heraus, gilt es einige Dinge zu beachten

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"Ich bin derzeit in einer Festanstellung und habe mich bereits bei einem anderen Unternehmen beworben. Das habe ich in meiner Bewerbung erwähnt, nun will man aber wissen in welcher Firma ich arbeite.
Meine Bedenken sind, dass man vielleicht bei meinem jetzigen Arbeitgeber anruft und Fragen stellt. Darf man das, schließlich will ich es ja noch nicht offiziell machen?" Diese Frage stellte uns Manuela M.

Bewerben aus einem fixen Arbeitsverhältnis heraus ist immer eine heikle Sache. Verständlich, dass es dem ein oder anderen zu riskant ist, sich vorher vom derzeitigen Arbeitgeber zu trennen. Verständlich auch, dass der derzeitige Arbeitgeber keine Freude damit hat. Und nachvollziehbar, dass der potenzielle neue Arbeitgeber gerne wissen will, wo der Bewerber arbeitet. Fingerspitzengefühl und eine Portion Vertrauen sind von allen Beteiligten gefragt - nicht immer mit Erfolg.

Diskrete Formulierungen

"Aufpassen sollte man, wenn man in kleinen Branchen arbeitet und sich mit aufrechtem Dienstverhältnis woanders bewirbt", sagt Manuela Lindlbauer von Lindlpower Personalmanagement. In diesem Fall empfehle es sich bei der Angabe des derzeitigen Arbeitgebers statt dem Firmennamen auf Formulierungen wie "ich arbeite derzeit bei einem internationalen Markenartikelkonzern" oder "... in einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei" auszuweichen. Bewirbt man sich über eine Personalberatungsfirma gibt es die Option eines Sperrvermerks. Das bedeutet, dass bei gewissen Unternehmen keine Referenzen eingeholt werden dürfen.

Tag X

Doch auch, wenn die Diskretion anfangs gewahrt bleibt, irgendwann kommt der Tag X, an dem mit offenen Karten gespielt werden muss. "Fragt der potenzielle neue Arbeitgeber nach dem derzeitigen, muss der Bewerber das nicht offenlegen, allerdings kickt man sich damit wahrscheinlich aus dem Bewerberkreis", meint Lindlbauer. Hier gilt es dann abzuwägen ob man das Vertrauen hat und den Firmennamen preisgibt oder sich vielleicht die Chance verbaut.

"Normalerweise halten sich Unternehmen daran, Diskretion zu bewahren, vor allem wenn das Bewerbungsverfahren über Personalabteilungen läuft", so Lindlbauer. Allerdings gebe es auch immer wieder Ausreißer. Bei kleineren Firmen und Branchen sitzen manchmal Freunde oder Bekannte in der Geschäftsführung, die den "abtrünnigen" Bewerber kennen.

Netzwerke

Auch social networks im Netz spielen eine Rolle: "Ich rate keinem beispielsweise auf Xing mit allzu vielen Personalberatern vernetzt zu sein, da kann sich der derzeitige Arbeitgeber seinen Teil denken", so Lindlbauer. Bewerbungen aus aufrechten Arbeitsverhältnissen heraus solle man auch nicht allzu breit streuen - in kleinen Branchen kann sich das unter Umständen doch herumsprechen.

Letztendlich gilt aber auch bei den "geheimen" Bewerbungen: einen ordentlichen Lebenslauf schreiben, authentisch sein, die eigenen Qualitäten bestmöglich präsentieren und keine Fotos auf der Wohnzimmercouch. Der Umstand, dass man noch nicht "frei" ist soll nicht im Vordergrund stehen, sondern eine professionelle Bewerbung um den Job. (mat, derStandard.at)