Waldners neue Jobdescription: Spindelegger als Außenminister vertreten.

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Er war einst das Zugeständnis im Roten Wien von Bürgermeister Michael Häupl an die schwarze Kulturministerin und Vertraute von Wolfgang Schüssel, Elisabeth Gehrer: Wolfgang Waldner, 57, leitete mehr als ein Jahrzehnt lang das Museumsquartier, bevor der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger den gebürtigen Villacher nun zu sich ins Außenamt holte.

Seit der schwarzen Wahlniederlage in Wien, bei der die ÖVP auf 14 Prozent hinunterrasselte, unterstützte das deklarierte ÖVP-Mitglied aus dem Kunstbetrieb den Erneuerungsprozess der maroden Stadtpartei. Etwa in dem Kreis "Urban Lifestyle".

Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle Wien und Waldners Widersacher, weil den Genossen zuzurechnen, erklärt angesichts des Abgangs: "Ich gratuliere ihm. Wir sind ein gutes Stück Weg zusammen gegangen, da gab es auch Reibungen, aber die gehören zur Kunst." Jahrelang sind die beiden miteinander im Clinch gelegen - unter anderem, weil sich Matt bei Waldner über den unattraktiven Standort, schlimme Baumängel und die hohen Betriebskosten für die Kunsthalle beschwerte. Öffentlich, versteht sich.

Als Waldner, der sich nicht nur als MQ-Geschäftsführer, sondern auch als Herr über alle Höfe und Enzis, das Outdoor-Inventar, verstand, kurz ein Verbot andachte, Alkohol selbst mitzubringen, hatte der Quartierchef plötzlich auch tausende junge Stadtbewohner gegen sich. Waldner unlängst zum Standard: "Meine eigenen Kinder haben mich gefragt, ob ich wahnsinnig geworden bin." Mit Alkoholexzessen braucht sich "der Sauberkeitsfanatiker" (ein Insider) auf dem diplomatischen Parkett jedenfalls nicht herumzuschlagen.

Waldners Jobdescription lautet ab sofort, Spindelegger im In- und Ausland zu vertreten, wenn dieser als Außenminister verhindert ist, aber: "Die EU-Räte in Brüssel wird der Chef freilich selbst wahrnehmen", heißt es dazu aus dem Büro des Neo-Obmanns.

Was Waldner zum Staatssekretär qualifiziert? Immerhin war der Jurist und Bruder von ORF-Report-Moderatorin Gabi Waldner schon im Außenamt tätig. 1983 stieg er zum Kulturattaché an der Botschaft in Washington auf, danach diente er als Sekretär von Außenminister Alois Mock, wo er für "Konsularisches" zuständig war. Heißt: für im Ausland in Not geratene Landsleute. Für den Kulturbetrieb empfahl sich Waldner einst als ehemaliger Leiter des österreichischen Kulturinstituts in New York.

An der Politik hat sich der neue Sekretär bisher nur in den Präsidentschaftswahlkämpfen von Thomas Klestil beteiligt. Und bei der EU-Wahl 1996 kandidierte er für das "Forum Handicap" eines Freundes - allerdings ohne Erfolg. (Nina Weißensteiner, STANDARD-Printausgabe, 20.4.2011)