Salzburg - Rund 16 Jahre ist es her, dass der Rechnungshof zuletzt die Salzburger Festspiele geprüft hat. Damals war Gerard Mortier Intendant - und Feuer am Dach des Festspielbezirks. Denn der RH kritisierte exorbitant hohen Gagen, darunter für den ehemaligen Schauspielchef Peter Stein. Im Vergleich ist der Rohbericht, den der RH Mitte Juni zur Begutachtung versandte und der dem Standard vorliegt, eher harmlos.

Was auch am Prüfungsgegenstand lag: Der RH beschäftigte sich im Winter 2010/11 mit der Konstruktion der Festspiele als Fonds, dem Rechnungswesen, der Informationstechnologie, der Effektivität - sowie dem Zusammenwirken zwischen den Sommer- und Osterfestspielen.

Der letzte Punkt barg zwar Brisanz. Denn die Prüfung war eine Reaktion auf die jahrelangen, erst im Winter 2009/10 offenbar gewordenen Veruntreuungen durch Klaus K., den ehemaligen Technikdirektor der Sommerspiele, und Michael D., den früheren Chef der Osterfestspiele. Doch "Sachverhalte, die von der Staatsanwaltschaft erhoben" wurden, ließ der RH links liegen. Man erfährt also nichts darüber, wie Klaus K. die Kontrollen umging. Und man erhält keine Antwort, warum Gerbert Schwaighofer, dem kaufmännischen Direktor bis Ende 2010, nichts aufgefallen war.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Organisationsform (siehe Artikel dazu) reformiert werden sollte; aber selbst der RH muss einbekennen, dass die wirtschaftlichen Daten, darunter der Eigendeckungsgrad, hervorragend sind: Der Zuschuss pro Karte betrug zuletzt bloß 64,63 Euro. Doch auch der Erfolg lässt sich kritisieren. Denn der RH empfindet die Reserve für das Programm, bis 2010 auf 3,31 Millionen Euro angewachsen, als zu hoch. Er rät dem Festspielfonds, keine weiteren Mittel zuzuführen.

Gratistickets sind dem RH generell ein Dorn im Auge. Auch diesmal: Er stellte fest, dass die Zahl der Repräsentationskarten in den letzten fünf Jahren um 26,4 Prozent angestiegen sind. Bei der Vergabe - auch der Behördenkarten - solle man restriktiver vorgehen. Und die Sponsoren sollten keine um 66 Prozent ermäßigten Tickets beziehen dürfen. Was der RH jedoch nicht dazu schrieb: Diese Karten gibt es nur für nicht ausverkaufte Vorstellungen.

Definitiv Handlungsbedarf besteht in Zusammenhang mit den Immobilien: Der Bund bzw. die Stadt Salzburg verlangen als Miete für die Festspielhäuser je nur 72,67 Euro. Die Frage ist, ob die Erhaltungskosten, von den Festspielen getragen, ähnlich hoch sind wie eine reguläre Miete. Jedenfalls gibt es dadurch eine Kostenunwahrheit. Zudem übertrug der Festspielfonds dem Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein Aufgaben, bei denen die Möglichkeit zu Insichgeschäften bestand. Der RH empfahl daher, den sonderbaren Verein aufzulösen.

Zum Schluss noch eines der wenigen Schmankerln: Alexander Pereira, der designierte Intendant, erhält in der Vorbereitungszeit 236 Prozent mehr Gehalt als seine Vorgänger - eine "außergewöhnlich hohe Steigerung", so der RH. (Thomas Trenkler/ DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)