Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle ist von seiner Nichtpartei abhängig.

Foto: Der Standard/Corn

Karlheinz Töchterle hat Mut - oder ist es Übermut, dass sich der im Ruf nach mehr Geld leiderprobte Rektor der Uni Innsbruck ohne zugesicherte Budgetsteigerung als Wissenschaftsminister holen hat lassen? Es wird sich bald zeigen, ob sein Vorschussvertrauen in die Partei, die nicht seine ist, gerechtfertigt war.

Bis jetzt ist der parteifreie Gast-Minister nicht durch aktives Abweichlertum aufgefallen, und seine Vergangenheit als Grün-Politiker hat er auch nicht so heraushängen lassen, dass sich die ÖVP schwarz geärgert hätte. Er hat aber auch keine Signale an die Grünen ausgesandt für eine eventuelle vorsichtige Koalitionsanbahnung.

Aus parteipolitischen Debatten hält sich Töchterle heraus, bis auf einmal: Zur "Töchter"-Adaption der Bundeshymne sagte der Altphilologe, niemand dürfe "in einen poetischen Text eingreifen".

Da irritierte es dann doch viele, dass ausgerechnet der Latein- und Altgriechisch-Experte zum Vorstoß seines Nichtparteichefs Spindelegger für variable Studiengebühren je nach Marktgängigkeit eines Fachs schwieg. Wer, wenn nicht er, hätte dazu Nein rufen müssen? Vielleicht hat Töchterle in dem Moment ganz unpoetisch gemerkt: Der Preis für einen parteifreien Ministersessel kann ganz schön hoch sein. (nim, DER STANDARD; Printausgabe, 29.7.2011)