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Othmar Karas als möglicher ÖVP-Wien-Chef im Gespräch.

Foto: AP/Strauss

Die Suche nach einem neuen Parteichef für die Wiener ÖVP geht offenbar ins Finale: Als aussichtsreicher Kandidat wurde von der interimistischen Führung um Parteichefin Gabriele Tamandl nun der Europaabgeordnete Othmar Karas ins Spiel gebracht: "Ich bin von Tamandl und Brigitte Jank (der Chefin der Wiener Wirtschaftskammer, Anm.) gefragt worden, ob ich bereit bin, diese Funktion zu übernehmen", bestätigte der VP-Abgeordnete dem STANDARD am Mittwoch in Straßburg.

Dass er den Wiener Parteifreunden neue Perspektiven eröffnen könne, davon zeigt er sich überzeugt: "Ich habe in Wien bei den EU-Wahlen die Hälfte meiner Vorzugstimmen bekommen." Österreichweit waren es mehr als 100.000 Wähler, die Karas direkt gewählt haben.

Karas stellte nach STANDARD-Recherchen Bedingungen auf, die aus seiner Sicht unerlässlich wären, um die Wiener Schwarzen nach dem Abgang von Christine Marek im September wieder auf einen erfolgreicheren Kurs zu bringen.

  • Dazu gehören volles Durchgriffsrecht bei der Personalauswahl;
  • das Bekenntnis zu einem modernen Pro-Europakurs;
  • eine radikale Öffnung der Partei vor allem für junge Wähler, es müsse Direktmitgliedschaften zur Wiener Partei geben können, ohne dass jemand gleich der ÖVP beitritt;
  • und schließlich pocht Karas auf eine politische Funktion in der Wiener Stadtregierung, konkret eines sogenannten nicht amtsführenden Stadtrats, über den die ÖVP verfügt, oder sogar in der Bundesregierung.

Karas würde - sollte er Wiener ÖVP-Chef werden - sein Mandat als EU-Abgeordneter aufgeben, denn es sei nicht möglich und sinnvoll, die Partei von Brüssel aus zu führen. Entweder ganz oder gar nicht, lautet das Motto. Der EU-Abgeordnete ließ seine Parteifreunde in Wien wissen, dass er sich eine Erneuerung der Wiener Partei auch nur im engen Verbund mit ÖVP-Chef Michael Spindelegger vorstellen könne. Sonst habe das wenig Sinn. Er betonte auch, dass er sich um den Posten nicht beworben habe, man sei auf ihn zugekommen. (Thomas Mayer aus Straßburg, DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2011)