Der Arbeitsaufwand für seine Homepage sei enorm. "Ich kann ja mein Hirn nicht einfach ausschalten, sagt der Tiroler Aufdecker und Blogger Markus Wilhelm. Sein Ziel: "Die Seite muss immer aktuell sein." Also stellt der 56-jährige Bauer und Umweltaktivist durchschnittlich zwei "Geschichten" pro Woche auf dietiwag.org, seine Informanten versorgen ihn permanent. " Mission" verfolge er keine, behauptet er. Und doch schaut er den Mächtigen im Land Tirol permanent über die Schulter. Seit Jahren " bekriegt" er sich mit dem Landesenergieversorger, Tiroler Wasserkraft AG. Die Tiwag ist sogar Namensgeber seiner Homepage. "Fun" sei es aber schon, dieser Tage, wenn Jagdausflüge des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter (VP) über seine Homepage zu Schlagzeilen werden. "Fun" war es auch, als der für Seilbahngrundsätze zuständige VP-Landesrat Christian Switak sein Amt niederlegte, nachdem er erst aus seiner recht günstigen Dachwohnung - vermietet vom Zillertaler Liftkaiser - hatte ausziehen müssen und über eine Jagdeinladungen gestolpert war. Und Wilhelm hat wirklich "Fun" am Aufdecken. Nicht Spaß, Spaß treffe es nicht, das erinnere zu sehr an Freizeit.

Publiziert hat Wilhelm schon vor dem Internetzeitalter. Von 1978 bis 1982 gab er mit den Schriftstellern Felix Mitterer, Hans Haid und dem Komponisten Bert Breit die kulturpolitische Zeitschrift Föhn heraus. Zuvor hatte er am Paulinum in Schwaz maturiert, am Mozarteum in Salzburg Schauspiel und Regie und an der Uni Innsbruck Germanistik und Philosophie studiert. Er arbeitet meistens an seinem Computer am Hof in Sölden im Ötztal, doch bringen ihn auch Auftritte in der Öffentlichkeit, etwa im Gerichtssaal, nicht aus der Ruhe.

Die Veröffentlichung des Tonbandmitschnitts einer Rede von Exlandeshauptmann Herwig van Staa im September 2007, die belegen sollte, dass van Staa den damaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer als "Schwein" bezeichnete hatte, landete vor Gericht. Wilhelm verlor erst, wurde aber 2010 vom Verdacht der üblen Nachrede freigesprochen. Außer "Fun" gibt es also nichts, das ihn treibt? Doch: Er wolle, dass es den Menschen mit Behinderung im Verein Lebenshilfe richtig gut gehe. Auch in dieser Misswirtschaft, wo sich Chefs selbst Aufträge und Riesengagen zugeschoben hatten, hat Wilhelm bis zu deren Rücktritte umgerührt: "Die Menschen haben leider noch nichts davon." (Verena Langegger, DER STANDARD, 27.3.2012)